Die Miniatur der Dimpfelschen Kunst- und Naturalienkammer ist eine der wenigen zeitgenössischen Abbildungen bürgerlicher Sammlungen des 17. Jahrhunderts. Das dargestellte Kabinett steht in der Tradition berühmter fürstlicher Sammlungen, die vielfach den Grundstein für heutige Museen legten. Die bayerische Kunstkammer des Herzogs Albrecht V. ist für die Geschichte der Museumssystematik besonders wichtig, da sie einer ersten methodischen Idealgliederung nachstrebte. Diese Systematik gliedert sich in mehrere Klassen, denen die Objekte zugeordnet wurden. Um solch theoretische Idealpläne mit Leben, d. h. Sammelobjekten zu füllen, bedurfte es eines erheblichen Vermögens und bester Beziehungen. Im 17. Jahrhundert sprang die Sammelleidenschaft auch nördlich der Alpen auf nichtadelige aber wirtschaftlich potente und gesellschaftlich ambitionierte Kreise über, vor allem auf reiche Kaufleute. Sie konnten sich die Anlage solcher Kabinette finanziell und räumlich leisten. Ferner verfügten sie über gute Handelskontakte, durch die sie begehrte Objekte erreichen konnten. So war es wohl auch bei der Regensburger Familie Dimpfel. Der von zwei Fenstern erleuchtete Raum ist prall mit Gegenständen aller Art gefüllt, die auf langen Tischen stehen. Kleinere Objekte sind in Kabinettschränken und Truhen untergebracht, auf denen dann wiederum antike oder antikisierende Kleinplastiken oder chinesisches Porzellan aufgestellt sind. Die Wände sind bis auf den letzten Platz mit Bildern und Uhren behängt. Hauptziel des Einrichtenden war es wohl, all seinen stolzen Besitz an wissenschaftlichen Instrumenten, Globen, seine Bibliothek, Uhren und Apparate sowie sakrale Bildwerke zu präsentieren. Jedoch diente das Zimmer nicht nur als Schauraum, sondern auch als Studierstube, was der abgerückte Stuhl und ein geöffneter Brief beweisen. Auf dem Boden stehen Kanonen, Kanonenmodelle, Trommeln und ein Harnisch - Gegenstände, die in den gerade vergangenen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges den Tagesalltag vieler Menschen prägten.