Die Gebäckdose der Firma Brandt ist eng mit einem Geschäftsmodell verbunden, das gerne als „Tante-Emma-Laden“ bezeichnet wird. Gemeint ist damit, dass die offerierten Waren nicht abgepackt angeboten wurden. Vielmehr stand der Kaufmann hinter seinem Tresen und nahm die Wünsche seiner Kunden entgegen. Aus Säcken, Kisten, Körben, Fässern und anderen Behältnissen entnahm er die Produkte, wog sie wunschgemäß ab und verpackte sie in neutralen Tüten oder vom Kunden mitgebrachten Behältern. Dabei blieb der Hersteller der gehandelten Waren anonym. Der Kunde vertraute dem Händler und setzte nicht auf eine bestimmte Marke.
Anders bei den Produkten der Firma Brandt. Das Teegebäck wurde in einer auffälligen Dose angeboten, die in großen Buchstaben den Markennamen trug. Sehr werbewirksam zierte noch das Gesicht eines freundlich lächelnden Kindes die Dose. Der Behälter blieb Eigentum des Unternehmens und wurde dem Einzelhändler lediglich gegen eine Pfandzahlung zur Verfügung gestellt. Andere Produkte als die der Firma Brandt durften darin nicht aufbewahrt und angeboten werden. In den Läden der damaligen Zeit hob sich diese Präsentation deutlich von der sonst üblichen ab. Die Firma Brandt erreichte damit schon früh eine Markenbindung, wie sie heute allgemein angestrebt und durch gezielte Maßnahmen gefördert wird.
Am 21. Oktober 1912 gründeten die Brüder Carl (*1886, †1965) und Fritz Brandt (*1893, †1957) die Märkische Zwieback- und Keksfabrik C. & F. Brandt GmbH in Haspe. Mit einem Pferdefuhrwerk wurden die Kunden in Hagen und der unmittelbaren Umgebung beliefert. Doch schon bald setzte Brandt auf eine industrielle Produktionsweise. Es gelang das, wovon alle Unternehmen träumen: Das Produkt wurde mit ihrem Namen gleichgesetzt. Wer Zwieback wollte, sagte Brandt. Das lachende Kindergesicht auf den später orangefarbenen Packungen, wie eines auch schon auf der Gebäckdose abgebildet war, ist dabei zum Markenzeichen geworden.
Nach der Wiedervereinigung verlagerte Brandt seine Produktion in das thüringische Ohrdruf. Der letzte Zwieback lief in Hagen am 5. Dezember 2003 vom Band. Der süßliche Geruch, der lange über Haspe schwebte, ist seitdem verschwunden. Lediglich die Verwaltung des Unternehmens verblieb in der Stadt.
Dietmar Freiesleben