Das Blatt zeigt den berühmten Chirurgen und Klinikdirektor Ernst von Bergmann im Operations- und Hörsaal der chirurgischen Universitätsklinik Berlin. Die Szene ist in einer Halbtotalen erfasst.
Vier Assistenzärzte beugen sich über den Patienten und leiten die Narkose ein, während von Bergmann in ihrer Mitte dem zahlreich anwesenden Publikum seine nächsten Schritte erläutert. Da er in der rechten Hand eine Bügelsäge hält, ist mit einer Amputation zu rechnen. Die fast drangvolle Enge der Zuschauer vor dem OP-Tisch und die voll besetzte Galerie vermitteln einen Eindruck von Bergmanns Ruf und Autorität, werfen aber auch Fragen nach der Hygiene auf, da keiner der Anwesenden Mundschutz oder Kopfbedeckungen trägt. Dessen ungeachtet gelten die von Bergmann entwickelten Verfahren zu Antisepsis und Asepsis als die fortschrittlichsten ihrer Zeit.
Wie sein Schüler Gustav von Bramann war auch von Bergmann an der Behandlung des späteren Kaisers Friedrichs III. beteiligt.
Der großformatige Stahlstich entstand 1891 nach einer Zeichnung des Malers und Illustrators Werner Zehme. Die weissgekleideten, ganz auf ihre Aufgabe konzentrierten Assistenzärzte wirken wie Messdiener vor der bärtigen, eindrucksvollen Gestalt von Bergmanns, der die anstehende Operation wie ein kirchliches Hochamt einleitet. Verstärkt wird der Effekt durch die schwarze Zivilkleidung der Zuschauer.
Werner Zehme, in dessen Werk immer auch soziales Engagement zum Ausdruck kommt, hatte einen scharfen Blick für die Distinktionen der wilhelminischen Gesellschaft.