Die Presse besteht im Wesentlichen aus einem hölzernen Untergestell, zwei Eisenstangen und einem damit verbundenen Druckbrett. Das Druckbrett ist mittels Flacheisen mit einer Drehspindel verbunden, durch welche der Druck gesteuert wurde. Maximal konnten mit der Presse etwa 10 hölzerne Zigarrenformen oder 12 Formen für Zigarillos eingespannt werden.
Zur Herstellung von Zigarren mussten die Tabakblätter befeuchtet, nach Einlage, Umblatt und Deckblatt sortiert, entrippt, getrocknet, gemischt und anschließend von Frauen in Heimarbeit zu Zigarren gerollt und in Wickelformen gepresst werden. (Binder, Oskar: Die Zigarre)
Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts florierte in Delitzsch das Tabakwarengeschäft. Zahlreiche Manufakturen und Kleinbetriebe wurden gegründet und wechselten sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts ab.
Die Zigarrenpresse stammt aus der Delitzscher Holzstraße 20. Dort eröffnet der Prettiner Kaufmann Carl Klingner sein Geschäft und beginnt ab etwa 1875 mit der Herstellung von Zigarren. (Graupner, Matthias: Jahrbuch 2012; S. 37) Offenbar nicht erfolgreich, denn bereits 1879 muss das Gebäude zwangsversteigert werden. Aus dieser Zeit stammt vermutlich auch das Objekt. Die Zigarrenfabrikantenfrau Friederike Klingner kauft das Gebäude zurück und bleibt bis 1909 Besitzerin. Als das Gebäude 1984 abgerissen wird, kommt der Fund in das Museum. (Häuserbuch der Stadt Delitzsch Teil I; S. 141)
Die zugeordneten Zigarrenformen stammen alle von Delitzscher Firmen. Produzenten dieser aus zwei Brettern bestehenden Pressformen waren u.a. die Firmen E. Taennert, Waldheim(Sachsen) und Hart & Härtel, Schwetzingen bei Mannheim.