Unter dem Mandylion auf dem oberen Rand befindet sich der nur mit Sandalen bekleidete hl. Vasilij als Asketengestalt in felsiger Landschaft an den Ufern der Moskva vor der Silhouette Moskaus. Er ist einer der in Russland sehr beliebten „Narren in Christo“, die durch ihr aufsehenerregendes Verhalten gesellschaftliche Missstände und herrschaftliche Verfehlungen anprangerten. Vasilij soll mehrfach den Zaren Ivan IV. (1547–1584) „den Schrecklichen“ wegen übermäßiger Grausamkeit gemaßregelt haben. Sein Grab befindet sich in einer Kapelle der berühmtesten Kirche Moskaus am Roten Platz, die aus diesem Grund „Basilius-Kathedrale“ genannt wird.
Die Ikone folgt dem feinmalerischen Stil der sogenannten „Stroganov-Schule“, benannt nach einer überaus reichen Kaufmannsfamilie, die man aufgrund ihrer politischen Einfluss-nahme auch als die „Fugger Russlands“ bezeichnet. Nicht anders als ihre westlichen Pendants profilierten sich ihre Mitglieder als Stifter von Kunstwerken, nicht zuletzt von kleinformatigen, sehr qualitätsvollen Ikonen für den privaten Gebrauch.
Festtag: 2. August
Geschenk von Dr. Reiner Zerlin (2019)