Zahlreiche Künstler des Jugendstils experimentierten mit irisierenden Farbreflexen auf metallisch schimmernden Oberflächen. Metallglasuren auf Keramiken waren, ursprünglich aus Persien kommend, seit dem 13. Jahrhundert in der spanisch-maurischen Kultur verbreitet. Diese alte Glasurtechnik entdeckte man im 19. Jahrhundert wieder, zunächst in Nachahmung historischer Vorlagen, dann auch für die neuartigen Schöpfungen des Jugendstils. In der Glasgestaltung spezialisierten sich der amerikanische Künstler Louis Comfort Tiffany sowie zahlreiche böhmische Glasmanufakturen auf metallisch glänzende Oberflächen. In der Keramik des Jugendstils war der französische Künstler Clément Massier Hauptvertreter der sogenannten "Lüstertechnik". Seine in jahrelangen Experimenten erzielte meisterhafte Vielfalt farbiger Oberflächen machten seine Arbeiten bereits um 1900 zu gesuchten Sammlerstücken.
Ausgebildet in der väterlichen Keramikwerkstatt im südfranzösischen Vallauris, machte sich Clément Massier in den 1880er Jahren mit einer eigenen Werkstatt im nahe gelegenen Golfe Juan selbständig, wo er zusammen mit dem Maler Lucien Lévy-Dhurmer (1865-1953) die alte Technik der Lüsterglasuren aufnahm und weiter entwickelte. 1889 wurde Massier auf der Pariser Weltausstellung mit einer Goldmedaille für seine Lüsterkeramiken ausgezeichnet. In den 1890er Jahren schuf er die meisten seiner in Lüstertechnik glasierten Gefäße, so auch die kugelige Langhalsvase, deren metallisch reflektierende Oberfläche blaue und grüne Blatt- und Blütenranken auf einem mit gelben Punkten übersäten Grund zeigt.
G.K.