Das Foto zeigt den Studiersaal der Fürsten- und Landesschule Grimma. An den Tischen sitzen lernende Schüler. Zu den pädagogischen Besonderheiten der Fürsten- und Landesschulen gehörten die Studientage. An diesen Tagen gab es keine Unterrichtslektionen. Die Schüler bekamen Zeit zum selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten. Bis zu den Ferienregelungen des 19. Jahrhunderts fanden die Studientage an den hohen Kirchenfesten statt. Zu Weihnachten und zu Ostern wurde je zwei Wochen, zu Pfingsten und zu den Schulkommunionen je eine Woche studiert. Außerdem gab es Studientage zu den Jahrmärkten, zu Fastnacht und zur Kirchmeß. An den Studientagen mussten sich die Fürstenschüler mit speziellen altklassischen Themen auseinanderzusetzen. Wahlmöglichkeiten bestanden nur in begrenztem Maße. Im Privatstudium waren jene Werke zu lesen, die in den Unterrichtsstunden nur angerissen werden konnten. In Grimma hatte jeder Schüler Livius und den gesamten Homer zu lesen. Zur Auswahl der Lektüre war generell der Rat des Klassenlehrers einzuholen. Der zu bewältigende Lesestoff unterschied sich kaum von dem des täglichen Unterrichts. Durch die Studientage wurden die Schüler zur selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten angehalten und erzogen. Diese Fähigkeit kam ihnen nicht nur an den Fürstenschulen, sondern auch beim späteren Universitätsstudium und im Beruf zugute.
