Die kleine Uhr mit Säulen- und Vasendekoration gehört zur Originalausstattung des Schlosses Paretz, wo sie im Inventar von 1810 erstmals im Kleinen Saal, später im Gesellschaftssaal erwähnt wird. Zwischen 1945 und 1958 befand sie sich in der Sowjetunion und danach bis 2020 irrtümlich im Kunstgewerbemuseum Berlin, bevor sie wieder an die SPSG zurückgegeben wurde. Vermutlich während der kriegs- und nachkriegsbedingten Transporte gingen einige Teile des Gehäuses verloren: einer der vier Klauenfüße, die beiden Rosetten vorn an der Plinthe, ein Zierelement des Aufsatzes, das Glas in der vorderen Lünette sowie eine der beiden Säulen. Auf der rechteckigen, seitlich eingezogenen, auf vergoldeten Klauenfüßen stehenden weißen Marmorplinthe lagert das vergoldete Metall-Uhrengehäuse. Es ist seitlich von ursprünglich zwei Marmorsäulen eingefasst (Ersetzung der fehlenden geplant) und oben durch eine Marmorverdachung mit Vasenbekrönung in Urnenform mit Deckel und eckigen Henkeln abgeschlossen. Vergoldete Gelbguss-Applikationen in Form von Lorbeerblattgirlanden, gekreuzten Lorbeerzweigen, Blättern mit Kügelchen zieren den Aufsatz und die vordere Seite um das Zifferblatt herum. Die vordere Lünette mit Scharnier und kleinem Griff zum Öffnen ist mit Perlstabmuster dekoriert.
Der Berliner Uhrmacher Georg Reinhold Greiffenhagen (gestorben vor 1809) ist weitgehend unbekannt. Immerhin lag seine Wohnung, sicher mit Werkstatt/Laden, ab ca. 1769 in der Königstraße (heute Rathausstraße), einer der ältesten Geschäftsstraßen Alt-Berlins. Er war Meister, bildete also Lehrlinge aus und schien noch nach 1800 aktiv gewesen zu sein. Sein Sohn Karl Ludwig Reinhold war ebenfalls Uhrmacher. 2012 wurde bei Nagel Auktionen eine sechseckige horizontale Tischuhr (D: 11,5 cm) mit einem Zifferblatt in Champlevé-Technik angeboten, bezeichnet mit „Georg Reinhold Greiffenhagen, Hofuhrmacher Berlin“. Aufgrund der bekannten Erwähnung Greiffenhagens ab 1769 und auch der hier vorgestellten etwas späteren Kaminuhr muss die vom Auktionshaus angegebene Datierung „um 1700“ falsch sein. Gerade diese horizontalen Tischuhren wurden in den östlichen deutschen Gebieten noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in der traditionellen Form der Zeit um 1700 hergestellt.
Da bislang nur diese beiden Stücke in Verbindung mit Greiffenhagen bekannt sind, verwundert die stilistische Bandbreite der Uhrgehäuse. Wahrscheinlich benutzte er, wie viele andere Uhrmacher auch, beispielsweise in Frankreich angekaufte Gehäuse, wie das für die Paretzer Kaminuhr, und fügte diesen sein Werk hinzu. Den Typus mit den seitlichen Marmor-Säulchen, einer ebensolchen, eingezogenen Verdachung mit Vasenbekrönung und vergoldeten Gelbguss-Applikationen gab es in Paris in einer großen Formen- und Materialvielfalt. (Silke Kiesant)