Hasonló tárgyak
Musikinstrumenten-Museum Berlin (SIMPK), Inv. Nr. 4900, Johann Christian Krüger, Bodenstanduhr mit Harfenwerk, 1764
Schlossmuseum Darmstadt, Inv. Nr. 2715 KH (Leihgabe der Städtischen Kunstsammlungen), Conrad Ehrbar, Bodenstanduhr mit Harfenwerk, um 1780
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Inv. Nr. V 126, Conrad Ehrbar, Bodenstanduhr mit Flötenwerk, um 1780
Anyag/ Technika
Gehäuse: Nadelholz, gefasst, bemalt, teilweise geschnitzt; Seitliche Schallöffnungen: Seide, bemalt; Vordere Türfüllung: Textil mit Farbfassung; Glas; Uhrwerk: Messing, Stahl, Zink, gefasst; Umlenkrollen: Bein; Glocke: Silberbronze; Spielwerk: Resonanzkasten: Eiche, Kiefer; Resonanzboden: Fichte, Stahl, Messingsaiten; Wirbel: Eisen; Dämpfer: Filz
Das Uhrwerk mit Antriebswerk befindet sich hinter dem Zifferblatt. Das Gehwerk mit Clementhemmung besteht aus einem rechteckigen Vollplatinenwerk aus Messing (H: 16,7 cm; B: 11,5 cm; T: 16 cm; Werkpfeiler-H: 5,6 cm). Die Werkpfeiler sind balusterförmig mit mittlerem Nodus ausgeführt. Das Geh- und Schlagwerk sowie das Antriebswerk sind auf einen Werkstuhl (H: 16,7 cm; B: 42,3 cm; T: 25 cm) montiert. Das Uhrwerk verfügt über Sekundenindikation und ein Rechenschlagwerk mit Stundenschlag auf Glocke. Das Gehwerk befindet sich auf der rechten Seite, das Schlagwerk linksseitig. Die Pendelfeder ist nicht mehr vorhanden. Der Gewichtsaufzug erfolgt über Umlenkrollen aus Bein und Darmsaiten, die Gewichte dazu fehlen.
Das viereckige, nach englischem Vorbild ausgeführte Zifferblatt (H: 42 cm; B: 29,7 cm; D: Ziffernring: 29 cm) besteht aus einer Messingplatte mit montiertem Ziffernring aus weiß gefasstem Zinnblech, mit großen arabischen Stundenangaben und kleinen arabischen Fünfminutenziffern. Die Minuterie ist mit Punkten, Fünfminuten mit kreuzförmig angeordneten Punkten angegeben. Ein kleiner Sekundenring befindet sich unterhalb der 12 mit Ziffernreif und Zehn-Sekundeneinteilung. Das Zifferblatt ist mit gegossenen Ornamenten aus vergoldetem Messing verziert: drachenähnliche Fabelwesen mit Ranken im Arkus, in den Lünetten Rocaillen mit Ranken, Blättern und Früchten. Im mittleren Bereich ist es von einer Gravur überzogen: sphärisch gekrümmte Linien mit Punkten, die ein rhombenförmiges Muster durch zwei sich schneidende Kreise bilden. Die in barocker, durchbrochener Form ausgeführten Zeiger aus Stahl sind gebläut. Zwei Aufzugslöcher befinden sich bei 3 und 9. Auf einer Kartusche über der 12 werden die verschiedenen Funktionen der Uhr eingestellt: „Spieler“ (ursprünglich Spielen), „Schlagen Stille“, darunter die Signatur „Ehrbar Berlin“. Die schlichte Ausführung von Ziffernring und Kartusche lässt darauf schließen, dass diese später ersetzt worden sind. Die fast baugleiche Bodenstanduhr mit Harfenwerk aus dem Schlossmuseum in Darmstadt besitzt einen Ziffernring mit gestochenen Zahlen, ausgelegt mit Gravurkitt, was der Qualität dieser Uhr auch eher entspricht.
Der Antrieb für die Spielwerksmechanik ist rechts vom Geh- und Schlagwerk positioniert. Die Platine (H: 19,2 cm; B: 3,5 cm) aus Messing und Stahl in Flachrahmenbauweise ist auf den Werkstuhl montiert. Die Vorderplatine des Antriebswerkes ist materialsparend kreuzförmig nach rechts verlängert, wo sie die Walze aufnimmt. Für die gleichmäßige Temporegulierung sorgt der Windfang mit rechteckigen Windflügeln. Er ist durch einen Stahlkloben der Vorderplatine vorgelagert. Die Seiltrommel für den Gewichtsaufzug ist zwischen den Platinen integriert. Die Mechanik für die Auslösung des Spielwerkes über einen verlängerten Hebel, der über die Kadratur gesteuert wird, ist vorhanden. An der Rückseite des Spielwerkes ist der Resonanzkasten mit dem Harfenwerk mit je einem Eisenhaken an den Seiten des Spielwerkes befestigt. Der Resonanzkasten (H: 142,4 cm; B: 35,4 cm; T: 6,9 cm; Bodenbrett: T 2,2 cm; Schallloch: D: 5,6 cm) aus Holz ist an den Außenrändern ochsenblutfarben gefasst und enthält den Resonanzboden mit rundem Schallloch, der mehrfach gerissen und gewölbt ist, sowie die Besaitung.
Das Instrument mit einem Tonumfang von C/D bis d‘‘‘ (chromatisch ohne Cis) ist komplett dreichörig besaitet. Die 50 Claves waren ursprüngliche an den Enden beledert, was nur noch rudimentär erhalten ist. Das in einfacher Bauweise ausgeführte Spielwerk befindet sich hinter dem Uhrwerk, mit Platine/Spielwerksrahmen (B: 33,5cm; T: 20,5 cm), an der Vorderseite aus Messing, an der Rückseite aus Stahl. Die sechs Walzen (L: 29 cm; D: 14,1 cm) aus Holz mit vierkantiger Walzenachse sind geradlinig mit Stahlstiften bestiftet. Da auf jeder Walze drei Musikstücke notiert sind, verlaufen drei parallele Stiftreihen für das jeweilige Musikstück nebeneinander, so dass nach einmaliger Umdrehung der Walze die Musik endet. Über eine Wippe ließ sich die Walze auf das nächste Musikstück verschieben. Dieser Mechanismus ist noch vorhanden. Die Walzen sind mit Klebezetteln versehen, auf denen jedoch nur die Satzbezeichnungen wie Marsch, Fantasie, Polka, Galopp oder Anglaise vermerkt sind, ohne Angabe des Komponisten. Auch für die Harfenuhren wurden eigens Musikstücke komponiert. Während seiner Zeit als Kammer-Cembalist von Friedrich II. am preußischen Hof bis 1786 schrieb Carl Philipp Emanuel Bach einige Werke für die Harfenuhr, die Bezeichnungen wie Polonaise, Menuett, Presto oder Allegro trugen.
Als Hersteller der Walzen kann der Berliner Walzensetzer Adolph Kummer vermutet werden, da diese ein gestempeltes „K“ aufweisen. Die Walzen sind zwar teilweise leicht gerissen, einige Stifte müssten ergänzt werden, dennoch scheinen diese verwendbar zu sein. Das Harfenwerk ist nicht funktionstüchtig. (Anne Franzkowiak, Franka Görike)