Der mächtige Kabinettschrank verdankt seine Bekanntheit dem seltenen Umstand, dass er bereits 1696 auf dem Titelkupfer zur mehrbändigen Prachtausgabe der brandenburgischen Münz- und Antikensammlung von Lorenz Beger dargestellt ist. In dieser Ansicht eines idealen Sammlungssaals sieht man vier der Schränke, die auf ihrem charakteristischen Dach Skulpturenaufsätze tragen. Eine Illustration von 1704 zeigt König Friedrich I. beim Studium seiner Sammlung, wozu einer der Schränke geöffnet und ein Münztableau herausgezogen ist.
Der Schrank gilt als wichtigste erhaltene Arbeit von Gérard Dagly (1657/60–1715), durch dessen Wirken Berlin zu einem frühen Zentrum der europäischen Lackkunst wurde. Die viel gerühmte Qualität der Lacktechnik Daglys wurde erst jetzt nach der Restaurierung in ihrem ganzen Ausmaß sichtbar: Unter der Übermalung des frühen 20. Jahrhunderts kam mit dem barocken Malduktus auch die kostbare Streulacktechnik zum Vorschein, die feinste Metallspäne in einem klaren Bindelack fixiert. Im Vergleich zur üblichen Öltechnik erzeugt sie eine ungleich höherer Brillanz und Farbtiefe, die gemeinsam mit dem feinen Relief zur erfolgreichen Imitation der fernöstlichen geschnittenen Lackarbeiten beitrug. Als Meister erweist sich Dagly auch in der Übernahme der für europäische Augen ungewohnt spannungsreichen Komposition der Bildflächen, die ein Paar von Phönixen vor bizarrer Felslandschaft zeigt.
ASt