Nachdem das 1504 gegründete Wittenberger Augustiner-Eremitenkloster, dem Luther angehörte, 1522 den berühmten Bildersturm erlebte und im darauffolgenden Jahr von den Mönchen aufgegeben worden war, blieb der Reformator darin wohnen und erhielt es 1532 als Freihaus. Die bald danach eingerichtete Familienstube, in der auch die berühmten Tischgespräche stattgefunden haben müssen, blieb als Gedächtnisraum erhalten, auch nachdem das Haus 1564 Alumnat der Universität geworden war. Zu Hampes Zeit war die Lutherstube noch nicht Teil eines Gedenkhauses, sondern noch Exklave in dem 1817 eingezogenen Königlichen Priesterseminar und galt als »ein heiliger Wallfahrtsort« (J. G. Schadow, Wittenbergs Denkmäler der Bildnerei, Baukunst und Malerei, Wittenberg 1825, S. 93).
Der Raum wird durch die im Verhältnis zu ihm sehr kleinen Figuren des Hausherrn – mit Buch und lehrend erhobener Hand – und Melanchthons nur illustriert; sie sind wie nachträglich hineinmontiert. Der Katalog der Akademieausstellung 1820 enthält eine Darstellung des Lutherzimmers von Hampe mit einem ausführlichen historischen Kommentar und genauer Beschreibung sowie dem Hinweis: »Nach der Natur gezeichnet den 3ten August 1819«. Doch fehlt dort jeder Hinweis auf die Figuren, so daß wohl eher die zeichnerische Vorstufe des Bildes gemeint war, die Gottfried Schadow für seine 1825 erschienene Sammlung »Wittenbergs Denkmäler« im Stahlstich wiedergeben ließ. Im Stich fehlen, außer den Figuren, die genrehaften Hinzufügungen Hampes: Stuhl, Bücher und anderes Gerät, das Decken- und ein Teil des Wandornaments.
Das Bild ist die gleich große Zweitfassung einer vom König erworbenen Komposition (ehemals Schloß Bellevue, verschollen). Nach mehreren Jahren wandte sich Hampe seinen Wittenberger Studien erneut zu: das Bild »Luthers Brunnen bei Wittenberg« (Verbleib unbekannt) zeigte er 1828 auf der Berliner Akademieausstellung. | Claude Keisch