Die Zeichnung zeigt Neustadt-Eberswalde in der Zeit zwischen 1710 und 1715 aus südöstlicher Richtung. Im Vordergrund links erscheint die Anfang des 14. Jahrhunderts errichtete Stadtmauer mit dem aus drei Tortürmen und einer Zwingeranlage bestehenden Ober- oder Berliner Tor. In regelmäßigen Abständen sind in der Mauer nischenartige Vorsprünge zu erkennen. Sie dienten einst als Substruktion für sogenannte Wiek- oder Weichhäuser, die anstelle eines komplett umlaufenden Wehrgangs zur allseitigen Verteidigung, aber auch zur Erhöhung der Stabilität errichtet wurden. Anfang des 18. Jahrhunderts zeigt sich die Mauer nicht zuletzt im Ergebnis des 30jährigen Krieges, der Eberswalde fast völlig auslöschte und in der Entwicklung weit zurückwarf, in einem desolaten Zustand. Die umliegenden Wall- und Grabenzonen waren bereits 1669 eingeebnet und in Gartenland umgewandelt worden. Nach Stationierung einer Garnison im Jahr 1727 wird die Mauer noch einmal repariert, um Ende des 18. Jahrhunderts endgültig zu verfallen und zwischen 1821 und 1823 mit den Türmen bis auf geringe Reste abgetragen zu werden. [Thomas Sander]