Der 1831 in Endersbach (heute Teilort von Weinstadt) geborene Maler Karl Bauerle war zu Lebzeiten international erfolgreich und brachte es zum Hofmaler am britischen Königshaus. Seine Bilder hängen in Galerien in England, USA, Australien und Taiwan, doch hierzulande ist er fast vergessen. Seine Familie emigrierte in die USA, als er fünf Jahre alt war. Zwanzig Jahre später kehrte Bäuerle nach Württemberg zurück und studierte an der Stuttgarter Kunstschule Malerei. Insbesondere mit Darstellungen aus dem Kindergenre und Porträts, aber auch mit Landschaften und religiösen Motiven hatte er große Erfolge. 1912 starb er in Aichelberg bei Bad Wildbad.
Karl Bauerle schuf bereits während seines Studiums, im Jahre 1860, ein wahres Meisterwerk: "Die Waisen". Dargestellt sind wohl Kinder seines im Jahr zuvor verstorbenen Onkels Wilhelm, der Apotheker in Reutlingen war. Die perfekte Komposition des Bildes, die malerische Raffinesse und vor allem seine enorme, auch heute noch unmittelbar wirkende Ausdruckskraft machen es zu einem der wichtigsten Werke der schwäbischen Malerei im 19. Jahrhundert. 1867 malte Bauerle eine zweite, leicht abgewandelte Fassung des Bildes, die noch im selben Jahr auf der Pariser Weltausstellung zu sehen war und heute der Stuttgarter Staatsgalerie gehört.
Die Gemeinde Endersbach konnte 1967 die ältere Version dank einer Spende des späteren Ehrenbürgers Alfred Fischer aus dem Kunsthandel erwerben. Seit 2011 wird das Gemälde zusammen mit den anderen städtischen Bauerle-Werken in der Heimatstube Endersbach präsentiert. Mit fünf Gemälden dürfte es sich dabei um die größte öffentliche Dauerausstellung mit Bildern Bauerles deutschlandweit handeln.
