Die Kreuzung von See- und Müllerstraße in Berlin-Wedding ist umsäumt von Häusern aus unterschiedlichster Bauzeit. An der Seestraße – einer Gürtelstraße im Nordwesten der Stadt – entstanden die Mietshäuser allesamt vor dem Ersten Weltkrieg. In der Müllerstraße stehen auch jüngere Gebäude. Gustav Wunderwald hat dieses Allerlei aus Traufhöhen und Nutzungen bereits 1927/28 gemalt. Der Fotograf Michael Schmidt setzte dem Ort fünfzig Jahre später mit einer berühmt gewordenen Fotografie ein Denkmal. Noch heute ist die Kreuzung eine städtebauliche Kuriosität.
Peter Schunter dürften die Bilder seiner Vorgänger bekannt gewesen sein. Er fügte der ökonomisch ausgebeuteten Stadt, die bei ihnen im Mittelpunkt steht, einen Kommentar hinzu. Schunter geht es um die Menschen, die hinter diesen Fassaden wohnen. Dabei deutet er die Stadt als einen Ort, der die Entfaltung der Persönlichkeit und die Einübung von Toleranz ermöglicht. Nähe und Verschiedenheit machen, so seine Utopie, ein Zusammenleben in der Großstadt möglich, das allen Menschen gerecht wird.