Ivo Saliger schuf seine Radierung "Der Arzt (, das Mädchen und der Tod)" um 1920 als Teil einer Reihe allegorischer Darstellungen bestimmter Berufsgruppen. Die Bilder sind geprägt von großer zeichnerischer Detailgenauigkeit und heroisierendem Pathos. Seine kraftvollen, handlungsorientierten Männerfiguren ebenso wie seine hingebungsvollen, naturverbunden auftretenden Frauen ließen ihn später unter den Nationalsozialisten ziemlich populär werden.
Hans Vent hingegen entwickelte seine Künstlerlaufbahn in der SBZ der Nachkriegszeit und der darauf folgenden DDR. Da er auch abstrakt malte, wurde er oft des Formalismus bezichtigt, ein Vorwurf, der keinesfalls karrierefördernd war und zu Lebzeiten Stalins noch mit akuter Lebensgefahr einherging.
Die Spekulation sei gestattet, dass Vent auch sozialistische Gebrauchskunst produzierte, um vor ideologischen Verdächtigungen seine Ruhe zu haben. Es bleibt erstaunlich, wenn auch nicht überraschend, wie bruchlos Saligers allegorische Kraftmeierei sich in die Bildsprache des sozialistischen Realismus überführen ließ. Im Gesichtsausdruck des Arztes in Vents Gemälde mag man jedoch mehr Empathie finden als bei Saligers Vorlage.