Die thronende Madonna wird vor allem durch den agilen Stand des drallen Kindes und durch den plastischen Faltenwurf des Kleides im Kniebereich geprägt. Ihre Augen sind sorgfältig ausgearbeitet. Die Figur ist rückseitig unbearbeitet und flach belassen. Ihre Fassung ist teilweise rekonstruierbar: Der Mantel war rot, das Futter azuritfarbig, das Kleid hatte eine Metallauflage.
Die sehr qualitätsvolle thronende Madonna zeigt in der Komposition auffällige Gemeinsamkeiten mit der Maria in der Epiphanie des Hamburger Petrikirchaltars des Meisters Bertram von Minden (1383 vollendet, jetzt Hamburger Kunsthalle). Ein Zusammenhang zur Skulptur des mit diesem in Verbindung stehen Werkkreises besteht aber nicht. Die Verwandtschaft ist wohl über die gemeinsamen künstlerischen – böhmischen – Vorbilder zu erklären. Nicht auszuschließen sind konkrete böhmische Bezüge.
Besonders das lebensvolle, agile Kind, das von der freundlich lächelnden Mutter kaum zu bändigen ist, erinnert in der Auffassung sehr konkret an böhmische Kunstwerke um 1360 wie die Madonna aus Saras (Prag, Nationalgalerie) – auch wenn bezüglich der Handschrift keine engeren Bezüge bestehen.
Angesichts der böhmischen Herrschaft in der Mark Brandenburg seit 1373 und dem Ausbau der Tangermünder Burg zur kaiserlichen Residenz durch Karl IV. ist mit der Anwesenheit böhmischer Künstler in der Altmark zu rechnen. Vielleicht schuf ein solcher die Stöckheimer Madonna.
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