Das um 1480 in Ulm entstandene Gemälde von Hans Schüchlin illustriert eine Szene aus der Legende der Heiligen Maria Magdalena. Zusammen mit einigen anderen Personen der Überlieferung soll sie auf ein Schiff ohne Steuer und Segel gebracht und dem Meer überlassen worden sein. Als das Schiff Marseille erreichte, konnten jedoch alle Insassen gerettet werden. Maria Magdalena war dem dortigen Königspaar im Traum erschienen und bat so um Einlass. 30 Jahre lang soll sie der Legende nach in einer Höhle in völliger Einsamkeit gelebt haben. Maria Magdalena habe dort auf Kleidung und Nahrung verzichtet. Während der Gebetsstunden erhoben Engel die Heilige in den Himmel, wo ihr geistige Speise in Form Himmlischer Lobgesänge zuteil geworden sei. Ein auf wundersame Weise gewachsenes Fell bedeckte ihren nackten Körper. Aufgrund dieser Überlieferung stellte man sie im Mittelalter häufig mit einem Haarkleid dar, so wie auf dem Ulmer Bild. Im Moment des Gebets erscheinen drei Engel in langen, bauschigen Gewändern mit typisch gotischem Faltenwurf und beginnen Maria Magdalena, mit langem offenen Haar und Heiligenschein dargestellt, in den Himmel zu tragen.
Dauerleihgabe des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben.
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