Die Kommode gehört zu einer Serie „komplettierungsfähiger Einzelmöbel“ (vgl. Einträge 2005/04-DDR und 2004/04-DDR). Das längliche, kastenartige Möbelstück steht auf einem austauschbaren Bock mit vier kurzen, konisch geformten Holzbeinen. Die Ansicht ist in drei quadratische Felder geteilt. Das linke beherbergt fünf Schubfächer, akzentuiert durch organisch geformte Griffe, rechts folgt ein zusammenhängendes Schrankfach mit zwei abschließbaren Holztüren ohne Griffe. Die fünf Schubfächer, evtl. nicht die ursprünglich dazugehörigen, sind ebenfalls komplett aus Holz gefertigt. Die Ansichtsflächen sind mit einem sorgfältig ausgewählten Furnier aus dekorativ gemaserter Senesche bekleidet, das auf den beiden Türen spiegelsymmetrisch aufgebracht ist. Die Oberflächen zeigen Gebrauchsspuren.
Franz Ehrlichs Typenserie Modell 602 erschien 1957 auf der Leipziger Frühjahrsmesse und war die erste Serie komplettierungsfähiger Einzelmöbel in der DDR. Trotz der noch nicht abgeklungenen "Formalismusdiskussion", während derer der sachlich-funktionale Stil verpönt wurde und stattdessen reich verzierte und schwere Einzelmöbel propagiert wurden, stieg die Nachfrage nach preisgünstigen, zeitgemäßen und in die kleinen Neubauwohnungen passenden Möbeln schnell an. Die Möbel des Modells 602 konnten einzeln erworben werden, aber auch additiv ergänzt und erweitert werden. Die korpusverleimten Möbel wurden in zwei verschiedenen Höhen (136 cm und 84 cm) und Breiten (106 cm und 158 cm) sowie einer Tiefe von 45 cm angeboten.
Der ehemalige Bauhaus-Schüler Franz Ehrlich nutzte die Möbelserie in der Inneneinrichtung des ebenfalls von ihm entworfenen Funkhauses in der Nalepastraße, Berlin-Treptow, und im Zentralinstitut für Herz-Kreislaufforschung in Berlin-Buch.
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