Diese Bruchstücke von Relieftafeln mit den Motiven eines Löwen und eines Greifen stammen wahrscheinlich von einer Pfalzkapelle aus dem 12. Jahrhundert, die an der Stelle des heutigen Schwörhauses auf dem Ulmer Weinhof gestanden hatte. Sie waren mit weiteren Tontafeln vermutlich als Elemente eines Frieses an einer Außen- oder Innenwand angebracht. 1958 fand man bei einer Grabung die Bruchstücke von insgesamt 26 Tontafeln mit Löwen- und Greifmotiv in einer Brandgrube nördlich des Schwörhauses. Fünf weitere Bruchstücke wurden nordöstlich vom Schwörhaus in der unteren Brandschicht eines tiefen Kellers ausgegraben. 1999 wurden erneut Bruchstücke von Tontafeln in einer Latrine hinter dem Rathaus gefunden, jedoch mit dem Motiv einer heraldischen Lilie. Diese waren vermutlich ebenfalls als eigenständiger Fries an der Pfalzkapelle montiert. Die Lilie war im Mittelalter ein beliebtes Symbol für Reinheit und Unschuld, findet sich aber auch häufig auf Wappen und Siegeln. Die im mittelalterlichen Ulm fremd wirkenden Motive mit Fabel- und Symboltieren gehen stilistisch wohl auf ältere, orientalische oder oberitalische Vorbilder zurück. Vielleicht wurden sie von orientalischen Handwerkern angefertigt, die der Stauferkönig Konrad III vom zweiten Kreuzzug (1147-1149) mitgebracht haben könnte.
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