Bei der Ausschachtung einer Baugrube in der Weserstraße in Ulm-Söflingen entdeckten Bauarbeiter 1957 ein alamannisches Kriegergrab aus dem 6. Jahrhundert. Es gehört zu einem größeren, weitgehend zerstörten alamannischen Gräberfeld östlich des heutigen Friedhofs. Das Grab mit der Bestattung eines Mannes im Alter von ca. 40 Jahren war recht gut erhalten. Anthropologische Untersuchungen ergaben, dass der Mann gewaltsam ums Leben gekommen war. Das belegen zwei nicht verheilte Verletzungen am Schädel, die vermutlich durch Schwerthiebe verursacht worden sind. Zu den Grabbeigaben gehören eiserne Waffen, Nieten und Beschlägplättchen aus Bronze, ein Knochenkamm, ein Tontopf und ein halbkugeliges Bronzebecken, das zur Entdeckung des Grabes geführt hatte. Der dünnwandige Gefäßkörper mit kantig verdicktem Rand zeigt im Inneren deutliche Spuren des Treibhammers mit dem das Gefäß aus Bronzeblech geformt wurde. Die omegaförmigen Traghenkel des Beckens sind in Ösen an dreieckigen Attaschen eingehängt. An der Unterseite ist ein gegossener Bronzering mit drei kurzen, vierkantigen Füßchen angelötet. Bronzegefäße gehörten im Frühen Mittelalter zu den kostbarsten Gütern und finden sich daher fast nur in den Gräbern von Angehörigen der adeligen Oberschicht. Ihr Gebrauch steht in Zusammenhang mit der Übernahme mediterraner Tischsitten als sichtbares Zeichen des gehobenes Standes. Vermutlich wurden solchen Bronzebehälter als Handwaschbecken benutzt. Mit frischem Wasser gefüllt, reichte man sie an der Tafel herum, um sich die Finger zu waschen, da die Gabel als Essbesteck unbekannt war. Derartige Bronzeblechbecken finden sich im alamannischen Siedlungsraum nur vereinzelt, in reicher ausgestatteten Gräbern in Rheinland dagenen häufiger. Deshalb ist anzunehmen, dass solche Becken in fränkischen Werkstätten hergestellt worden sind.
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