Das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) besitzt in ihrer Sammlungen zwei Radierungen des Expressionisten Paul Adolf Seehaus. Sein früher Tod und der daraus entstandene, übersichtliche Nachlass des Künstlers, machen die beiden Grafiken zu besonderen Exponaten der Moritzburg. Beide Radierungen stammen aus dem Jahr 1918 und wurden in der Zeitschrift "Die Schaffenden" publiziert. Die Mappe wurde im Jahr 1915 von Paul Westheim und dem Literaturverleger Gustav Kiepenheuer gegründet. Der Titel "Die Schaffenden" gibt programmatisch den Inhalt jener Mappen wieder, denn veröffentlicht wurde vor allem junge, zeitgenössische Kunst des innovativen Zeitgeistes.
Das Werk "Russisches Dorf" wurde in der 2. Mappe des ersten Jahrgangs 1919 veröffentlicht und zeigt ein dörfliches Idyll an einem Fluss und angrenzenden Feldern. Die Bildinhalte scheinen sich in geometrischen Feldern und kubischen Formen aufzulösen, was die Aufmerksamkeit und das assoziative Sehen des Betrachters besonders reizt. Diese Struktur kann als Hommage von Seehaus an seinen Lehrer August Macke angesehen werden, der im Jahr 1914 im Zuge des Ersten Weltkrieges an der Westfront bei Perthes-lès-Hurlus in der Champagne fiel. Auch Macke legte die Hintergründe seiner Bilder vereinzelt in viereckigen, geometrischen Formen an und lockerte damit die Gesamterscheinung des Bildes, wie man an dem Aquarell "Garteneingang", welches sich auch in Besitz der Moritzburg befindet, ersehen kann.
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