Original: Deutsch
Der Deutschen Mai.
So oft der May, nach winterlichen Tagen,
Die Fluren Schmückt mit seinem Blüthenkranz,
Beginnt das Herz in froher Lust zu schlagen,
In jedem Auge strahlt der Freude Glanz;
Mit neuem Muth, mit seligem Behagen
Drängt alles sich hinaus zu Spiel und Tanz,
Und Jedem ist’s Bedürfniß sich des Mayen
In tiefer Seele herzlich zu erfreuen.
Uns ist ein May, ein herrlicher erschienen,
Der Freyheit May im deutschen Vaterland.
Das hohle Unrecht will er uns versühnen,
Von Frühlingsblüthen schiemmert sein Gewand,
Soll er kein Lied, kein frohes Fest verdienen?
Die freyen Bürger reichen sich die Hand,
Sie schwuren sich mit heiligem Betheuern
Dem deutschen May ein herrlich Fest zu feiern.
Willkommen denn, ihr edlen Geister alle
Die dieses Festes hoher Sinn vereint,
Euch tönt der Gruß in lautem Jubelschalle,
Und dieser Gruß ist herzlich wohlgemeint.
Wir stehen hier in rechtbeschirmter Halle,
In die des Himmels freye Sonne scheint,
Umschlinget euch mit treuen Männerarmen
Und laßt das Herz an ihrem Strahl erwarmen.
Vorüber ist die Zeit der finstern Mächte,
Der schnöden Bosheit und der Tiranney,
Zum Troz dem falschen, heuchelnden Geschlechte
Ergänzt im Morgenroth der Deutschen May.
Der brave Bürger greift nach seinem Rechte,
Denn im Gesez nur ist der Bürger frey;
Das Joch der Willkür kann er nicht mehr tragen,
Er darf es nicht und gält`s ein blut'ges Wagen.
Er will die Freiheit im Vernunftgewande,
Nicht wie der Pöbel seine Göttin malt,
Er sucht sie nicht im wilden Völkerbrande,
Die Hehre, deren Antliz Frieden strahlt,
Sie wandelt schon im deutschen Vaterlande,
Sie hat dem Rechte ihren Zoll bezahlt,
Sie trägt den Segen längst verblich'ner Ahnen,
Und ihre Stimme ist ein heilig Mahnen.
Am Rechte halten, das ist kein Vergehen,
Sein Recht verlangen ziemt dem deutschen Mann.
Es muß des Wortes Heiligkeit bestehen,
Und dem Gesez darf keine Willkür nah'n.
Fest, wie die Berge gegen Sturmes Wehen,
Stemmt sich die Wahrheit gegen trüben Wahn,
Sie steigt empor aus dumpfer Nebel Grauen,
Ihr herrlich Antliz will der Deutsche schauen.
Es hat der Deutsche kühn das Schwert gezogen
Als Tiranney sein Vaterland bedroht,
Gefahr und Drangsal hat er nicht erwogen,
Er weihte sich mit Stolz dem Heldentod,
Und als so manches Fürstenwort gelogen,
Trug er geduldig was die Zeit ihm bot,
Verwelken sah er seine Blüthenkränze,
Doch alles in der Welt hat seine Grenze.
Jezt thut es Noth ein ernstes Wort zu sagen
Die Zeit der trägen Duldung ist vorbey.
Die Tiranney droht an das Schwert zu schlagen,
Die Freiheit mahnt mit himmellautem Schrei;
Drob wollen wir als Deutsche nicht verzagen,
Wer nur das Recht will, der ist wirklich frey,
Und freyen Muth in freyer Brust zu zwingen,
Wird keiner Macht, wird keiner List gelingen.
Drum seid gegrüßt, am schönsten unserer Tage,
Und dankt dem Gruß aus warmer Freundesbrust.
Prüft Euer Recht auf unverfälschter Wage
Und seid ihr seines vollen Werth's bewußt,
Dann stehet fest, beschirmt die freye Sprache,
Beschüzet sie, nie duldet den Verlust;
Denn soll der Freyheit heil'ger Sieg gelingen
So muß das Wort des freyen Mannes klingen.
Christian Bork.
Steindr. v. C. Mayer. Neust.
Deputierte bey Mayfest
Carl Delisle v.
Constanz
Carl Hü__lin
Rechtspraktikant
Constanz.
Sprcher
Haller v.
St. Wendel.
Bart aus Lauternecken.
Strohmaier aus Mannheim.
Brückemann ein Preuse.
Oranski ein Pole.
Hochdörfer, Pfarrer
Cornelius aus Stralsund
Pistor, Bergzabern.
Grosse