1870 wird die Schulglocke im "Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen" als wünschenswert in allen Volksschulen des Landes genannt. Sie diente dazu, den Unterrichtstag in Einheiten aufzuteilen, die sich zeitlich wiederum nach dem Sonnenstand richteten, da Uhren (außer Sonnenuhren) noch nicht flächendeckend verbreitet waren. Die Bestimmung der genauen Uhrzeit war vor dem 19. Jahrhundert meistens nur dem Glöckner möglich, der mit Hilfe der Sonnenuhr am Kirchturm die Zeit ansagen konnte. Da der Lehrer zu dieser Zeit meistens auch die Küsterdienste und auch die Organistendienste in der Kirche zu versehen hatte, läutete er morgens, mittags und abends die Glocken und gab damit den Tagesrhythmus vor. In der Schule wurde allerdings der Unterrichtsbeginn oder das -ende nicht mit einem Glockenschlag, sondern mit Händeklatschen, kurz darauf mit einer Handschelle angekündigt. Um 1900 verbreitete sich jedoch die Schulglocke in den Schulen immer mehr. Sie wurde an einer Flurwand befestigt und mittels eines Riemens oder Seil, das am Klöppel befestigt war, geläutet. Die mechanisch betriebene Glocke wurde ab den 1950er Jahren zunehmend durch eine maschinell betriebene und programmierte Schulklingel oder den Schulgong ersetzt.
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