Schwarzweißfotografie. Diese Winteraufnahme wurde vermutlich von der Kaiser Wilhelm-Höhe aufgenommen und zeigt einen Blick auf das Schloss Sayn mit Turm und Kapelle vor der Zerstörung Ende des Zweiten Weltkrieges (1945). Im Hintergrund sind die Ruinen der Burgmannenhäuser der Familien von Stein und Reiffenberg und im Vordergrund rechts Wohnhäuser Alt-Sayns zu erkennen.
Am Fuße des Sayner Burgberges erbauten die Herren von Reiffenberg, Ministerialen der Sayner Grafen, im 14. Jahrhundert ein mittelalterliches Burghaus. Im Jahr 1753 fiel es durch Heirat an die Freiherren Boos von Waldeck, die es zu einem barocken Herrenhaus umbauten. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Besitz durch Erwerb der unmittelbar benachbarten Güter und Weinberge des Reichsfreiherren vom und zum Stein vergrößert.
Als Fürst Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Sayn mit seiner Ehefrau, Fürstin Leonilla, 1848 aus Russland wieder in die alte Heimat der Familie zurückkehrte, kaufte er das Anwesen mit den gesamten zugehörigen Liegenschaften von dem damaligen Koblenzer Landrat Graf Clemens Boos von Waldeck. Das barocke Herrenhaus, dessen Kern das spätmittelalterliche Burghaus bildete, ließ das Fürstenpaar zum Schloss umbauen. Mit dem Umbau wurde der Architekt Girard (1806-1872), der spätere Generalintendant des Louvre, betraut. Girard wählte, dem Zeitgeist und den Wünschen seiner Auftraggeber entsprechend, den neugotischen Stil. Es gelang ihm, ein einheitliches und harmonisches Werk zu schaffen, das die hohen Erwartungen der Zeitgenossen übertraf. In den 1860er Jahren wurde nach Plänen von Hermann Nebel (Stadtarchitekt von Koblenz) die neugotische Schlosskapelle errichtet.
Eine Besonderheit ist die Verwendung von Architekturelementen aus Eisen, die in der benachbarten Sayner Hütte gegossen wurden.
Das Schloss wurde 1945, kurz vor Kriegsende, erheblich beschädigt und verfiel. Mit wieder erwachender Wertschätzung der Neugotik erklärte man Schloss Sayn zu einem Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Von 1995 bis 2000 wurde ein vom Land Rheinland-Pfalz gefördertes Revitialisierungs- und Restaurationsprogramm durchgeführt und das Schloss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
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