Der Betrachter blickt auf die gewaltigen Fundamente des ehemaligen Tempels des Divus Claudius. Zu Zeiten Piranesis ist dieses Gebäude als "Curia Ostilia" bezeichnet worden. Die hier vorliegende erste Fassung dieser Radierung wirkt unfertig. Die massigen, roh behauenen Steinquader, auf denen die Bögen ruhen, sind im Vordergrund nur durch vertikale Linien angedeutet. Ihnen fehlen die tiefen Verschattungen der zweiten Druckfassung. Das Ziegelmauerwerk im Hintergrund weist in der ersten Fassung noch keine vertikalen Unterteilungen auf. Es wirkt dadurch wenig plastisch. Dennoch hat Piranesi zahlreiche Drucke dieser ersten Fassung in Umlauf gebracht hat, obwohl die Darstellung im Vergleich zu späteren nicht abgeschlossen und auch in der Gestaltung nicht so effektvoll wirkt. In der zweiten Fassung wird der Blick des im Dunkeln stehenden Betrachters regelrecht zum hellen Ausblick im Hintergrund gedrängt.
Imke Ritzmann
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