Noch heute befindet sich der Brunnen von 1595 mit seinem großen, sechseckigen Trog (Durchmesser ca. 5,40 m) und seiner hohen Mittelsäule (mit Petrusfigur ca. 7,90 m) auf seinem angestammten Platz auf dem Hauptmarkt. Lediglich die originalen Großskulpturen des Hl. Petrus und der vier Kardinaltugenden wurden in Museumsobhut genommen und am Hauptmarkt durch Kopien ersetzt. Diese sind im Gegensatz zu den heute steinsichtigen Originalen wie zur Erbauungszeit des Brunnens farbig gefasst.
Mit seinem Bildprogramm fügte sich der Trierer Brunnen in eine Reihe von Renaissancebrunnen ein, von denen der nur wenige Jahre ältere Tugendbrunnen in Nürnberg als der bekannteste gelten kann. Hier wie dort wurden abstrakte Tugendbegriffe wie beispielsweise Gerechtigkeit oder Mut durch Verkörperungen in menschlicher Gestalt mit charakteristischen Beigaben bildhaft umgesetzt. Solche seit dem 15./16. Jahrhundert beliebten Allegorien standen in einer festen Darstellungstradition, die sie allgemein verständlich machte.
Die vier allegorischen Frauengestalten, ursprünglich um die zentrale Brunnensäule, auf der sich die Skulptur des Hl. Petrus befand, angeordnet und als Idealvorstellung der Haupt- oder Kardinaltugenden alle gleichermaßen stattlich und antikisierend gewandet, sind an ihren üblichen Attributen zu erkennen:
Die Klugheit an Schlange und Spiegel,
die Gerechtigkeit an Waage und Schwert,
der Starkmut an Löwenkopf und zerbrochener Säule,
die Mäßigung an ihrem Wasserkrug, mit dem sie den Wein in der Schale verdünnt.
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