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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Beleuchtungskörper [XII 2776]
Kronleuchter, 21 Kerzentüllen, VIII 2776. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Pfauder, Wolfgang (2017) (CC BY-NC-SA)
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Kronleuchter, 21 Kerzentüllen

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Description

Variante einer Schaftform; der Cul-de-lampe ist – wie bei den Meißner Kronleuchtern (Inv. Nr. XII 2778, 2779) – eine dreiseitige, gitterartig durchbrochene Konsole in Form der Ewig-Licht-Ampeln, die Kanten mit Rocaillen und c-Schwüngen belegt; darauf befindet sich eine Messingplatte, an deren drei Ecken je 4 Leuchterarme aus Messing befestigt sind; geschwungene und in sich leicht gedrehte Arme, mit Blattwerk und Ranken mit besonders großen, äußerst qualitätvollen und naturnah gestalteten Porzellanblüten (Rosen, Tulpen, Nelken, Schneeballdolden u. a.) belegt; Tropfteller und Tüllen aus weiß-gold staffiertem Porzellan in Schalen- und Vasenform; zwischen den Armen sitzen unterschiedlich staffierte Porzellanfiguren der Fama nach einem Modell von Friedrich Elias Meyer; der Mittelkörper aus Porzellan ist in sich gedreht und mit Rocaillen, Akanthusblättern und Porzellanblüten verziert; auf einer oberen Konsole winden sich aus den drei Ecken 3 Leuchterarme aus Messing mit je 3 Kerzentüllen heraus, die wie die unteren Arme gestaltet sind; dazwischen sitzen farbig staffierte Putten; oberer Abschluss in Form eines stilisierten Ananasstrauchs, bekrönt mit einer Ananasfrucht; der Bas-de-lustre ist als nach unten spitz zulaufendes in sich gedrehtes Ornament unter einem Blattkranz gestaltet.

Diese Kronleuchter waren wichtige Prestigeobjekte für Friedrich II. Sie sind nicht nur eine Weiterentwicklung der Meißner Leuchter, sondern eine Steigerung in Pracht und Luxus. So kam neben dem Porzellan noch die feuervergoldete Bronze (Messing) zum Einsatz, ein Material, das durch die Förderung Friedrichs II. in Preußen eine künstlerische Vollendung erreichte. Die Bronzen fertigte die Bronzewerkstatt der KPM unter der Leitung des französischen Bronziers Pierre Geoffroy (Baer 1991a, S. 111. – Klappenbach 2001, S. 88, 95, 97, 155, 167). Er gehörte zu den 1751 von Michael Gabriel Fredersdorf in Paris angeworbenen Künstlern, hatte Erfahrung in der Herstellung großer Kronleuchter und war vor allem als Modelleur und Ziseleur tätig. Ein Entwerfer ist nicht überliefert. Es gibt allerdings Radierungen von Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä. (1709-1755) (Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä., Entwurf eines Kronleuchters aus Bronze, Radierung von Johann Wilhelm Meil aus einer Folge von vier Blättern, 1752, Leipzig, GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Inv. Nr. B.1929.4 und Entwurf eines Kronleuchters aus Bronze, Radierung von Johann Wilhelm Meil aus einer Folge von vier Blättern, 1752, SMB PK, Kunstbibliothek, Inv. Nr. kb06990004), die möglicherweise als Vorbilder genutzt wurden. Die Ausführung übertrifft die Vorlage und zeigt, was aufgrund der Kombination der Materialien Porzellan und Bronze (Messing) besonders gut möglich ist: die wirklichkeitsgetreue Wiedergabe von Naturformen aus künstlichem Material – ein charakteristisches Merkmal des friderizianischen Rokoko. Das ist besonders bei den bronzenen, als belaubte Zweige gestalteten Armen sichtbar, aber vor allem die Porzellanblüten zeigen in beispielloser Weise die illusionistische Nachahmung der Natur.

Winfried Baer beschreibt das Grundgerüst sehr treffend als eine „Materialkombination aus extrem durchbrochenem, vorwiegend weißen, nur sparsam naturalistisch staffierten und goldakzentuierten Porzellan“, welches „eine außerordentlich harmonische Symbiose mit den grazilen vergoldeten Bronzearmen eingeht, deren materielles Gewicht noch durch verschwenderische Porzellanblüten-Bestückung optisch reduziert wird.“ Der dritte Kronleuchter der KPM, den Friedrich II. in das Konzertzimmer des Unteren Fürstenquartiers im Neuen Palais (R. 161) hängen ließ, ist bereits um 1765 entstanden und war wohl der erste der KPM-Kronleuchter. Er gehört zu den Objekten, die Kaiser Wilhelm II. nach der Abdankung 1918 mit in sein niederländisches Exil Haus Doorn nahm. Zur Elektrifizierung der KPM-Kronleuchter informiert eine Quelle von 1895. Sie berichtet von einem Besuch der Kaiserin Auguste Viktoria im KPM-Verkaufslager am 8. November: "Über die Ergänzung der alten Kronleuchter durch Glühlampen drückte I.M. Bedauern aus, da die schönen alten Modelle dadurch entstellt würden."(SPSG, KPM-Archiv (Land Berlin), Archivsign. 150, fol. 203v, Schreiben an den KPM-Direktor Kips, dat. 9. November 1895.)

Käthe Klappenbach

Material/Technique

Porzellan, Aufglasurmalerei, vergoldet, Leuchterarme bronzevergoldet – Messing, feuervergoldet, ziseliert

Measurements

Hauptmaß: Höhe, ca.: 155.00 cm, Breite, ca.: 120.00 cm

Literature

  • Baer, Winfried: &quot;Großer Kronleuchter zu 21 Kerzen&quot;, in: Kaiserlicher Kunstbesitz aus dem Holländischen Exil Haus Doorn, bearb. v. Ilse Baer, Ausstellung, Berlin, Staatliche Schlösser und Gärten Berlin, 1991, Berlin 1991. , S. 111-113, Kat. Nr. 103
  • Klappenbach, Käthe: Kronleuchter mit Behang aus Bergkristall und Glas sowie Glasarmkronleuchter bis 1810, mit einem Beitrag von Edith Temm. Berlin 2001 (Bestandskataloge der Kunstsammlungen. Angewandte Kunst. Beleuchtungskörper / Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg).
  • Königliche Gartenlust im Park Sanssouci. Inszenierung, Ernte und Genuß. Begleitband zur Ausstellung &quot;Paradiesapfel Park Sanssouci&quot; vom 18. April bis 31. Oktober 2014, hrsg. v. der Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Berlin 2014.
  • Klappenbach, Käthe (2019): Kronleuchter des 17. bis 20. Jahrhunderts aus Messing, "bronze doré", Zinkguss, Porzellan, Holz, Geweih, Bernstein und Glas. Regensburg, Kat. Nr. 18
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Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei...

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