Reifenkrone; Cul-de-lampe aus 2 schmalen profilierten Ringen von Rosetten, mit Perlstab-Einfassung zusammengehalten, daraus erwachsen je 2 s-förmige von Spiralen begleitete Lichtarme mit Kerzentüllen aus aufgebogenen schmalen Blättchen (Schinkeltülle); zwischen den Rosetten sitzen auf Blitzbündeln 8 Adler mit ausgebreiteten Schwingen; 4 Reifen durch 4 Ketten miteinander verbunden; 3 obere Reifen mit Bandmuster ziseliert und oben mit Palmetten besetzt; Behang: Eisbirnel und Buchteln.
Der Kronleuchter folgt einem Modell, das durch Johannes Sievers für das Arbeitszimmer des Kaiser-Wilhelm-Palais nachgewiesen ist. Der Leuchter wurde 1829 von den Bronzefabrikanten Werner und Neffen für 432 Taler geliefert. (1) Eine weitere Ausführung mit 10 Adlern, Glasbehang und 20 Kerzentüllen sowie zwei mit je 8 Adlern, Glasbehang und 16 Kerzentüllen hatten die Fabrikanten bereits 1824 für das Königliche Palais in Berlin gefertigt. (2) Prägend für das Modell ist die Kombination einer Behangkrone mit vollplastischem Figurenschmuck. Als Ersatz für die verlorenen Kronleuchter repräsentiert die aus dem Kunsthandel erworbene Adlerkrone dieses Modell Schinkels. Es ist denkbar, dass es sich hierbei um einen Kronleuchter aus dem Niederländischen Palais in Berlin handelt, wie ihn eine historische Aufnahme des Bibliotheksaals abbildet. Am zweiten Reifen sind Bohrlöcher zur Anbringung von gebogenen Stangen mit Quastenabhängung vorhanden, wie sie bislang nur an den Adlerkronen für den Erbprinzen Wilhelm, ab 1815 König der Niederlande, zu finden sind. Aufgrund der heute verlorenen Quasten sowie der Gestaltung von Dekor und insbesondere der Adlerfiguren ist der Kronleuchter auf etwa 1815-1820 zu datieren. Zwei Aufsatzschalen mit Adlern in Schloss Fasanerie in Fulda, die zu einem für den Kronprinzen von Hessen-Kassel angefertigten Tafelaufsatz gehören, bestätigen diese Datierung. Aus einem Zeitungsbeitrag gehen sowohl der detaillierte Aufstellungsplan des Aufsatzes, der Entwerfer Karl Friedrich Schinkel, als auch die Werkstatt Werner und Neffen und das Entstehungsjahr 1819 hervor. (3) Der Adler der Schale in Fulda entspricht im Charakter jenen wenig ausdrucksstarken Exemplaren des Kronleuchters. Die Adlerkronen ab der Mitte der 1820er Jahre in Form eines einzelnen blattumwundenen Kranzes ohne Glasbehang werden von kräftigen und stolzen Adlern beherrscht, denen mit großer Wahrscheinlichkeit Modelle aus der Werkstatt von Christian Daniel Rauch zugrunde liegen.
(1) Die Johannes Sievers noch zugänglich gewesenen Rechnungen für die Wohnung des Prinzen Wilhelm im Generalkommando sind heute nicht mehr vorhanden, jedoch aus seinem Nachlass zu rekonstruieren. Vgl. GStAPK, BPH, Rep. 192 Sievers, Nr. 4, fol. 250: Teilabschrift der verlorenen Akte durch Sievers. Hier wird der Kronleuchter mit 8 Adlern für das Rote Zimmer im Palais des Prinzen Wilhelm erwähnt.
(2) GStAPK, BPH, Rep. 192 Sievers, Nr. 4, fol. 229: Schreiben von Werner und Neffen vom 24. März 1829: „1 Adlerkronleuchter zu 16 Lichter mit 8 Adlern, wie im Speisezimmer im Palais des Königs.“ Wann der Leuchter im Speisezimmer aufgehängt wurde, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Er ist im Inventar von 1840 aufgeführt: SPSG, Hist. Inventare, Nr. 595 (Königliches Palais 1840), S. 10.
(3) Berlinische Zeitung von Staats- und Gelehrten Sachen, 1819, 7/9.
Birgit Kropmanns
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