Seit dem Mittelalter ist Venedig für kunstvolle Gläser berühmt. Die traditionell auf der Insel Murano vor Venedig in kleinen Familienbetrieben ansässigen Glasmacher besannen sich im 20. Jahrhundert wieder verstärkt auf die künstlerische Glasproduktion. Diese erlangte besonders in den fünfziger Jahren Weltruhm. Für die 1921 von dem Mailänder Rechtsanwalt Paolo Venini (1895-1959) gegründete und nach ihm benannte Glashütte, die zu den bedeutendsten Glasherstellern Muranos gehört, schuf der Glasgestalter Fulvio Bianconi Anfang der fünfziger Jahre zahlreiche Entwürfe.
Zu Bianconis populärsten Schöpfungen gehört die Vasenserie der farbenfrohen "Pezzati" mit schachbrettartigem Muster in verschiedenen Farb- und Formvarianten. Die Glasgefäße wirken wie ein Patchwork, das aus rechteckigen und vielfarbigen Stücken (ital. "pezzi") zusammengesetzt ist. Dafür werden zunächst feine Streifen farbigen Glases hergestellt, die in Rechtecke geteilt werden. Sie werden erneut erhitzt und auf ein farbloses Grundglas aufgeschmolzen. Im Schmelzvorgang entstehen unregelmäßige Konturen, die dem strengen Muster Lebendigkeit verleihen. Durch die handwerkliche Fertigung ergeben sich viele individuelle Abweichungen, die jedes Gefäß aus der Serie zu einem unverwechselbaren Einzelstück machen. Die unterschiedlichen Farbstellungen der "Pezzati"-Vasen wurden nach Ländern und europäischen Hauptstädten benannt. Die Vase mit der Zusammenstellung der warmen Töne Honiggelb, Grün und Schwarzbraun erhielt die Bezeichnung "Pezzato Stoccolma".
G.K.
en