Um 1430 erbauten die Bürger am Hauptmarkt im Zentrum der Stadt Trier ein Fest- und Empfangshaus, die sogenannte Steipe (Gebäude auf Stützen). Der spätgotische, ursprünglich farbig gefasste Figurenzyklus aus Kalkstein von der Fassade der Steipe umfasst zwei geharnischte "Riesen" und vier Stadtheilige, die 1483 von "meister Steffann" (Bildhauer) und "meister Heynrich" (Maler) geschaffen wurden.
Die sog. Riesen oder "langen Männer" an den Ecken des ersten Obergeschosses galten als Symbole der städtischen Freiheit (gegenüber dem Erzbischof), wohl verwandt den "Rolanden" niederdeutscher Städte.
Auch die zwischen den Spitzbogenarkaden angebrachten vier Heiligenstatuen unter Baldachinen betonten den stadtgeschichtlichen Bezug: Der Hl. Jakobus, kenntlich an Pilgermuschel und Wanderstab, verwies auf die politisch sehr aktive Jakobsbruderschaft und ihr auf die Stadt übergangenes Jakobshospital, aus dessen Vermögen die Steipe errichtet wurde. Die Hl. Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, deren Villa zur Kernzelle des Trierer Domes wurde. Kreuz und Nägel, die sie in Händen hält, erinnern an die Herrenreliquien, die sie von einer Pilgerfahrt ins Heilige Land nach Trier mitgebracht haben soll, unter anderem den Hl. Rock, die wichtigste Reliquie des Trierer Doms. Der Hl. Petrus, der Stadtpatron, der nach altem Glauben die frühesten Bischöfe (Eucharius und Maternus) nach Trier entsandt und damit den Vorrang des Erzbistums Trier begründet haben soll. Die Vierergruppe beschließt der Hl. Paulus mit Schwert und Buch. Er war Patron der kurz zuvor, im Jahre 1473, eröffneten Universität Trier.
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