"Gift" von Kenneth Noland aus dem Jahr 1966 gehört zur Werkgruppe der Rautenformen, die der Künstler während der 1960er Jahre schuf. Die auf die Spitze gestellte Raute zeigt diagonal verlaufende, parallele Farbstreifen auf ungrundiertem Baumwollsegeltuch, die eine optisch dynamische Bewegung nach rechts oben visualisieren. Die weißen Streifen werden als eigenwertige Bahnen mit einem Farbwert angesehen, obwohl sie nur aus dem Gewebe bestehen und nicht mit weißer Farbe aufgetragen wurden. Farbe und Oberfläche werden so identisch - ein Figur-Grund-Verhältnis besteht nicht mehr. Diese gleichwertigen Elemente, die die "Bild"-Oberfläche überziehen, ergeben eine so genannte "all-over" Struktur, das heißt sie sind nicht einem hierarchischen Kompositionsprinzip verpflichtet, wie dies in der europäischen abstrakten Malerei noch der Fall gewesen ist. Das künstlerische Werk Nolands ist durch den Anspruch an reine Farbmalerei gekennzeichnet, deren Ziel es war, die Farbe als reinem Flächenphänomen gerecht zu werden.
Bez. rückseitig "Gift"
Stiftung Sammlung Kurt Fried
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