Das zeichnerische Oeuvre von Joseph Beuys ist konsequent auf eine radikale Subjektivierung der Zeichnung und ihrer Gegenstände angelegt. Beuys verzichtete bewusst auf eine Gliederung in seiner Komposition und hielt nichts von anatomischen Proportionen der Figuren. Dem Betrachter erscheinen die Zeichnungen zum Teil formlos und unfertig, wenn auch gelegentlich ein Gegenstand oder ein Tier als solches erkennbar ist. Wie auch in "Doppelblatt" von 1955/58 werden die Motive durch Linien und Schraffuren von unterschiedlicher Intensität und Dichte wiedergegeben und an eine zufällig ausgewählte Stelle auf das Blatt positioniert. Man spricht bei dieser Art von willkürlich platzierten, krakelig und dinglos anmutenden Zeichnungen von Joseph Beuys häufig vom Prinzip des "Kunstlosen" oder "künstlerisch Absichtslosen". Sie sind eine Ausdrucksform von Individualismus und ein Mittel zur Rückgewinnung von Authentizität. Die Form an sich ist immer ein Beweis für "rationale Denksysteme", welche die formlosen Zeichnungen überwinden wollen. Der Versuch der Rückgewinnung enthält zudem eine mythische Komponente, da er etwas Verlorenes widerspiegelt.
Signiert und datiert auf dem Unterlagenkarton "Beuys 1955 ", bez. auf dem Unterlagenkarton "Doppelblatt", signiert und datiert rückseitig "Beuys 1958".
Stiftung Sammlung Kurt Fried
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