Bevor die Platte ihre endgültige Form fand, mußte sie mehrere Arbeitsstadien passieren. Über vier im Vorlauf entstandene Studienzeichnungen näherte sich die Künstlerin schrittweise ihrem Thema und verdichtete dieses in der graphischen Bearbeitung, bis es im fertigen Blatt seine letzte Ausformung erhielt.
In diesem ersten Zustand ist nur der obere Teil der Platte ausgeführt. Die untere Hälfte mit allen Figuren und die Guillotine fehlen noch. Im vorliegenden Probedruck sind diese Partien skizzenhaft mit Bleistift, Feder und Tusche eingetragen, die Strichlagen der Häuserfronten stellenweise mit dem Pinsel ergänzt. Die vorne den Ring um die Guillotine schließenden, nur schemenhaft angedeuteten Hauptfiguren wurden offensichtlich von einer Zeichnung durchgepaust; unter den Bleistiftkonturen findet man Spuren eines spitzen roten Pausstiftes. Hinsichtlich des inneren Personenkreises um die Guillotine vermittelt die Zeichnung schon eine recht präzise Vorstellung von der fertigen Platte. Nur die wichtigsten Gesichter und die beschwörend emporgereckten Arme der Tanzenden sind in diesem Bereich herausgearbeitet. Zwischen den beiden vorderen Rahmenfiguren ist mit wenigen Strichen die später weitgehend verdeckte Sockelkonstruktion der Guillotine skizziert. An deren Stelle tritt im nachfolgenden Zustand die Rückenfigur einer halb entblößten Frau mit hochgezogenem rechten Bein. Sie erscheint bereits auf unserem Exemplar des LZustandes, wo ihre bruchstückhaft mit der Feder angedeutete Silhouette teilweise die Stellage der Guillotine überlagert.
Text: Sigrid Achenbach in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 409f., Kat. VII.61 a (mit weiterer Literatur)
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