Das Blatt stammt aus dem Besitz Susanne Schinkels und zeigt die Familie in einem arabesk umrankten Akanthuskelch nun mit der am 17. August 1822 geborenen dritten Tochter Elisabeth komplett (vgl. auch das späte Porträt SM H.25). Aufgrund der ornamentalen Anlage, des Formats und der antikischen Anmutung aller Figuren ist ein dekorativer Zweck zu vermuten, z.B. als Bildschmuck eines Kästchens, eines häuslichen Möbels oder einer Wandfläche. Die Attribute symbolisieren männliche und weibliche Tugenden; gleichzeitig verbinden sie den Architektenberuf Schinkels mit dem Familien- und Rollenverständnis der Zeit: Die Mutter Susanne zupft, eng umschlungen von den Töchtern, mit der Linken Wolle von einem Rocken, der präzis auf gleicher Höhe steht wie der von ihrem Mann umgriffene Schaft einer Säule mit ionischem Kapitell, während die Spindel wie ein Lot über die innere Rahmenlinie hinaus senkrecht nach unten fällt. Etwas abgesondert von der Mittelgruppe agiert Sohn Karl Raphael in der Pose eines Bogenschützen. Motiv und Haltung erinnern an das Fresko der Bogenschützen aus der so genannten »Villa des Raffael« und eine ebenfalls daraus abgeleitete Gruppe im Wandbildprogramm des Alten Museums (vgl. Trempler 2001, S. 59, Abb. 4 und 52).
Text: Heinrich Schulze Altcappenberg (nach dem Eintrag im Katalog Schinkel 2012)
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