Die Zeichnung gehört zu einer Reihe von Entwürfen (Inv. SM 41e.303, Inv. SM 41e.303, Inv. SM 41e.305), welche Schinkels Bestreben einer Systematisierung seines Entwurfsvorgangs bezeugen. Je zwei gebogene Linien zwischen drei horizontal verlaufenden Linien ergeben eine Reihung von Gefäßformen. Mit Bedeutung und Charakter der Linie hatte Schinkel sich besonders bei seiner Arbeit am "Architektonischen Lehrbuch“ theoretisch auseinandergesetzt. Auch während der Zusammenarbeit mit Beuth an den „Vorbildern für Fabrikanten und Handwerker“ kam Schinkel mit der Thematik in Berührung. Beuth schrieb im Begleittext der "Vorbilder" (1821-30, Einleitung zur ersten Abteilung, S. 18): „Hiernach hat die Linie des Viertelstabs, wenn sie als eine innere Hohlung gedacht wird, den Charakter des Insichaufnehmens, daher sie als Wasserrinne oft das oberste Glied des Dachgesimses bildet. Setzt man zwei Viertelstäbe in entgegengesetzter Lage so aneinander, daß die Profile nach außen stehen, so hat man die Grundform der Schaalen, woran sich derselbe Charakter bewährt. […] Die Linie der Hohlkehle giebt im Allgemeinen die einfachste Verbindung der vertikalen Linie mit der horizontalen […]. Setzt man zwei Hohlkehlen in entgegengesetzter Lage so aneinander, daß die Profile nach außen stehen, so hat man die Form des Kelches einer Blume, welche bei Vasen […] Anwendung findet“ Schinkel wendete die charakteristische Linie architektonischer Glieder auf Gefäßformen an.
Text: Birgit Kropmanns (2012) / Nadine Rottau (2013)
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