Mit der zweiten Lieferung der „Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker“ wurden zwei Blätter mit Entwürfen für Glasgefäße veröffentlicht (vgl. die Angaben zu Inv. 31.04-1991 und Inv. 31.05-1991 SM 43a.31), deren zeichnerische Anlage gleich ist: Im Oberen Teil sind die Gläser jeweils zu Gruppen arrangiert, der untere Teil zeigt die entsprechenden Umrisszeichnungen. Wie bei den „Vorbildern“ üblich, wurden hiermit zwei Hauptziele verfolgt, wie sie der Begriff Gestaltung impliziert, nämlich vorbildhaft im Hinblick auf die äußere Form sowie die Herstellungsweise. Weiter schlägt die oberen Ansicht wohl das arrangieren der Gläser in Verkaufsregalen oder in Schauvitrinen vor. Der untere Teil ist eine Art Werkzeichnung, um dem Fabrikanten und Handwerkern ein präzises Kopieren zu erleichtern. Im begleitenden Text wird auf Material und Technik eingegangen. Der Fabrikant und Handwerker wird dazu angehalten – ähnlich wie durch die Preisaufgaben des „Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes“ – die neue Technik des Glas-Pressens anzuwenden oder die historische Technik des venezianischen Fadenglases (vgl. Inv. SM 43a.31) wiederzubeleben. Der mechanisierte Prozess Glas in Form zu pressen oder zu Blasen wurde 1825/1828 in England erfunden und auch durch Beuths und Schinkels Unterstützung in Preußen eingeführt. Neu ist, dass Schinkel Gläser nach venezianischen und niederländisch-deutschen Vorbildern gemeinsam präsentiert und damit eine Formenvielfalt bietet, wie sie erst im Historismus üblich wird.
Text: Birgit Kropmanns (2012)
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