Während seiner Reise durch England und Schottland 1826 riefen die industriell bedingten Veränderungen der dortigen Städte und Landschaften sowohl Begeisterung als auch Ablehnung in Schinkel hervor. Die »Pyramiden und Obelisken der Öfen in den Fabriken« Birminghams veranlassten ihn zu der Notiz: »Höchst traurig der Anblick einer solchen englischen Fabrikstadt, nichts was das Auge erfreut.« (Tagebuch, S. 41) Doch zwei Tage später gibt er sich bei der Betrachtung der Eisenwerke in Dudley beeindruckt: »Grandioser Anblick von Tausenden Obelisken, welche rauchen.« (Tagebuch, S. 41). Die vorliegende vermutlich noch am Ort entstandene Skizze gibt die ihn faszinierende spannungsreiche Ansicht der qualmenden Schlote und Hochöfen in der ländlichen Umgebung Dudleys wieder. Für sein gut zehn Jahre später entstandenes Freundschaftsblatt für Beuth (Inv. SM 54.12) griff Schinkel auf charakteristische Elemente der modernen Industriestadt zurück, wie er sie hier kennen gelernt hatte: die rauchenden Obelisken und Brennöfen bilden den Hintergrund für eine Allegorie auf den Protagonisten preußischer Gewerbeförderung. Neben zahlreichen weiteren Bezügen (vgl. Schulze Altcappenberg 2012) scheint sie Beuths Verhältnis zur Industrialisierung Preußens zu versinnbildlichen: Beuth als Fortuna, die Anforderungen des neuen Zeitalters bezwingend, wie in der griechischen Mythologie einst Bellerophon auf dem Pegasus mit Hilfe eines metallenen Klumpens die feuerspeiende Chimäre.
Text: Nadine Rottau (2013)
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