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Kupferstichkabinett [KdZ 5024]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1043276&resolution=superImageResolution#1850818 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Skizzenblatt mit Figuren und Köpfen

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Description

Die mit höchst lebendigem Strich hingeworfenen Studien erwecken den Eindruck aus dem Gedächtnis rasch hingeworfener Kopf- und Figurenskizzen. In ihrer teilweise spektakulären Bewegung und perspektivischen Verkürzung. entsprechen die skizzierten Köpfe der Typik früher Bildtäfelchen des Frankfurters, ohne wirklich direkt mit einer ausgeführten Figur übereinzustimmen. Der Engel bei der Heiligen Familie auf dem Berliner Bild aus der Zeit um 1599 ist der Kopfskizze mit ausgestrichenem Flügelpaar (?) unten rechts ebensogut vergleichbar, wie der nackte Knabe mit Fackel auf dem Münchner Brand Trojas von um 1600/01 oder eine der Marien am Grabe auf einem Bild in Bonn aus der Zeit um 1603, das Möhle zum Vergleich heranzieht. Der mehrfach mit römischen Brunnenmasken verglichene roh gezimmerte Kopf eines Bärtigen mit offenem Mund im unteren Drittel erinnert in seiner eindringlichen Monumentalität beiläufig an den Knienden auf der frühen Taufe Christi in London wie auch an den Turbanträger auf der anderen Zeichnung der Sammlung von Beckerath (KdZ 5087).
Ähnlich bewegte Figuren, wie die zum Hieb oder Wurf ausholende, weit ausschreitende halbnackte Rückenfigur rechts, erscheinen auf Elsheimers Bildern der Zeit um 1603/04, etwa auf der Steinigung des hl. Stephanus in Edinburgh, oder der Ausgrabung des Kreuzes im Frankfurter Kreuzlegenden-Altars. Alle diese Tafeln gehören in die frühen italienischen Jahre Elsheimers. Der Vergleich zeigt, wie Elsheimer seine gezeichnete Notizen aufnimmt, die von anderen Werken angeregt worden sein mögen, hier möglicherweise eine Zeichnung der Geißelung Christi von Federigo Zuccaro (Berlin, KdZ 16436), oder das ausgeführte Fresko im Oratorio S. Lucia del Gonfalone in Rom, die Möhle mit Recht an die Elsheimer-Studie heranführt. Elsheimer war bei dieser Studie mehr daran gelegen, die spannungsvolle Figur und das Muskelspiel eines vorschreitenden und gleichzeitig zum Schlag ausholenden Athleten räumlich und dynamisch zu erfassen, als ein Motiv versatzstückartig zu übernehmen. In der Skizze dynamisiert Elsheimer die möglicherweise formal durch ein gesehenes Vorbild angeregte Rückenfigur ganz erheblich. Durch perspektivische Verkürzung und Gewichtung der Extremitäten – das vorgestellte rechte Bein wird schmaler konturiert und kleiner dargestellt – sowie durch die ungestüm aber präzise eingetragenen Rückendetails wie Rückgrat, Schulterblätter und Muskulatur verleiht er der Figur eine gewaltige und ganz eigene Spannung. In diesem Sinne sind auch zeitgenössische Äußerungen über die eigenartige Arbeitsweise Elsheimers zu verstehen. Carel van Mander berichtet noch zu Lebzeiten Elsheimers, im Jahr 1604, Elsheimer zeichne nicht viel, sondern sitze lieber in Kirchen oder an anderen Orten und studiere die Werke der guten Meister, indem er sie lange betrachte und sich die Bilder so fest einpräge. Auf diesem mnemotechnischen Wege mag es zu der motivischen Übereinstimmung der beiden Schergengestalten gekommen sein.

Text: Michael Roth in: Kunstsinn der Gründerzeit. Meisterzeichnungen der Sammlung Adolf von Beckerath. Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin 30.11.2002 - 23.3.2003. Berlin 2002, S. 114f., Kat. 42 (mit weiterer Literatur)

Material/Technique

Feder in Braun

Measurements

Höhe x Breite: 17,8 x 11,1 cm

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Object from: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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