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Ethnologisches Museum Ost- und Nordasien [I D 27097]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=498229&resolution=superImageResolution#542745 (Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin / Martin Franken (CC BY-NC-SA)
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Motiv: Huldingungsszene (citang huaxiang shi 祠堂畫像石)

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Description

Die mit figurativen Reliefzeichnungen auf schraffiertem Hintergrund versehene Steinplatte war an die Innenwand einer Ahnenhalle angebracht. Somit war sie Bestandteil der Inneneinrichtung eines Gebäudes, das zu einer Grabanlage gehörte. Auf den bildlichen Darstellungen des Steinplattenreliefs werden Verehrungsgesten und Pietätsbekundungen von Rangniedrigeren gegenüber Ranghöheren thematisiert:
In der ersten Etage eines zweistöckigen Gebäudes verbeugen sich mehrere Gäste vor und hinter ihrem sitzenden Gastgeber. In beiden Händen halten die Besucher auf Brusthöhe Audienztafeln (hu笏). Durch diese Geste demonstrieren sie ihre einfachere soziale Stellung gegenüber dem sie empfangenden Würdenträger. Der Gastgeber unterscheidet sich auch durch die Art seiner Kleidung, Kopfbedeckung, Barttracht und Waffen von den Besuchern. Vor den turmförmigen Torsäulen an den Seiteneingängen des Gebäudes stehen weitere Gäste. Auch sie halten ihre Audienztafeln bereit.
Im zweiten Stock des Gebäudes sitzen hinter einem Geländer Personen, die möglicherweise Ahnen darstellen. Ihnen nähern sich ebenfalls beidseitig Menschen in ehrfürchtiger Körperhaltung.
Loyalitätsbekundungen gegenüber Verstorbenen waren, als ein konfuzianisches Gesellschaftsideal, zentraler Bestandteil der in der Ahnenhalle durchzuführenden Totengedenkriten. Auf einen Jenseitskontext der bildlichen Gesamtdarstellung dieser Ahnenhallen-Reliefplatte weist zudem eine Vielzahl weiterer darauf abgebildeter Gegenstände und Motive hin:
Die turmförmigen Torsäulen vom Typ que 闕, die das zweistöckige Gebäude beidseitig flankieren, hatten zur Zeit der Östlichen Han-Periode die Funktion von oberirdischen Grabskulpturen. Sie werden auf dieser bildlichen Darstellung symbolisch in die Wohnarchitektur integriert - als Pfeiler eines Hauses mit Referenz zum Jenseits. Manchen Tieren auf dem Gebäudedach und den Tordächern wird eine Funktion beim sicheren Transfer des Toten und seiner Seele in die Jenseitssphäre zugeschrieben. Dies trifft beispielsweise auf die beiden Hähne zu, die zwischen zwei Phönixen auf dem Gebäudedach stehen. Ihrem Krähen wird eine Dämonen vertreibende Kraft zugeschrieben, und noch heute spielt in China der Hahn und das Hahnenmotiv bei der Ausstattung von Toten und Gräbern eine Rolle. Auf dem Dach der linken Torsäule und rechts auf dem Gebäudedach sitzen Eulen. Ihnen schrieb man die Fähigkeit zu, Seelen sicher von der diesseitigen in die jenseitige Welt zu befördern. Daher wurden Eulenfiguren in der Han-Dynastie auch als Grabbeigaben verwendet. Neben den Eulen sitzt auf dem oberen Dach der linken Torsäule ein Affe. Das Schriftzeichen für den Begriff Affe ist in seiner chinesischen Aussprache „hou 猴“ gleichklingend mit dem Ausdruck „hou 侯“, der einen hohen Adelsrang bezeichnet. Dieser Titel steht möglicherweise mit dem Verstorbenen in Verbindung. Der Kranich auf dem unteren Dachvorsprung der linken Turmsäule symbolisiert ein langes Leben. Die vor den Torsäulen stehenden Bäume haben ein gleichmäßig strukturiertes, miteinander verbundenes Astwerk sowie parallel angeordnete Blüten. Alle diese stilisierten Attribute stehen bildhaft für familiäre und politische Eintracht. Gleichzeitig wird durch die paarweise und symmetrische Darstellung der Bäume sowie der meisten Tiere ein dekorativer Effekt für die bildliche Gesamtkomposition erzielt.
Im untersten Teil des Reliefs sind Pferde dargestellt, die Wagen ziehen. In den Wagen sitzen Kutscher und in Roben gekleidete Personen. Der im Dreigespänner sitzende Mann ähnelt mit seinem hervorgehobenen Schnurr- und Backenbart und der Kopfbedeckung dem Würdenträger, der im Bildabschnitt darüber Besucher empfängt. Auch sitzt mit ihm im Wagen ein Begleiter, der eine Audienztafel hält. Die Darstellung von Pferdewagenprozessionen auf Architekturelementen von Grabanlagen der Han-Zeit steht wahrscheinlich für den Wunsch auf ein sicheres Geleit des Verstorbenen ins Jense
Sammler: Fischer, Adolf

Angaben zur Herkunft:
Adolf Fischer (4.5.1856 - 13.4.1914), Sammler
Han-Dynastie (Ende)
China (Land)
Shandong 山東 (Provinz)
Jiaxiang 嘉祥 (Kreis)
Ahnentempelanlage der Familie Wu: 武梁祠 Wuliang ci (Tempel)

Material/Technique

Stein

Measurements

Objektmaß: 73 x 155 x 9,5 cm; Gewicht: ca. 250 kg

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Das aus der königlichen Kunstkammer hervorgegangene Ethnologische Museum gehört seit seiner Gründung 1873 international zu den größten und...

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