Die Begegnung Paul Klees mit dem Werk Robert Delaunays 1912 und seine Reise nach Tunesien 1914 lassen Klees Bild-Architekturen neue Deutung und Prägung erfahren. Die "Synthese von Städtebauarchitektur - Bildarchitektur", die Klee mit seiner Tunesienreise anstrebt, ist hier nun, im Jahr 1919, zu reifer, gesteigerter und gefestigter Realität geworden. Die "Städtische Komposition mit gelben Fenstern" zeigt ein Muster von nebeneinander gesetzten und klar begrenzten drei-, vier- und mehreckigen Farbfeldern, die sich als vollkommen flächige Komposition entfalten. Obwohl das Bild abstrakt angelegt ist, enthält es Bezüge zur sichtbaren Realität, wie eine Kirche mit Turm oder zwei Fenster mit Fensterkreuzen. Fenster sind im Jahr 1919 eine beliebtes Motiv des Künstlers. In diesem Werk scheint die Komposition aus kleinen Fenstern mosaikartig zusammengesetzt. Klee bezeichnet Bilder wie dieses als "kristallinisch" in Anlehnung an Delaunays prismatisch gebrochene Farbkomposition. Die kräftige Farbgebung wechselt zwischen leuchtend-frohen und satten, dunklen Tönen. Der Gesamteindruck ähnelt dem eines bunten Kirchenfensters. Nicht von ungefähr wurde Klee 1920 als Formmeister für Glasmalerei an das Bauhaus Weimar berufen.
Signiert unten Mitte "Klee", bez. auf dem Unterlagenkarton unten li. "1919.267"
Stiftung Sammlung Kurt Fried
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