Auf einem grasbewachsenen, ovalen Flachsockel steht ein Maurer mit Schürze, Dreieckshut, Halstuch und Schnallenschuhen in gebeugter Haltung. In der Rechten hälte er eine Maurerkelle und verstreicht Mörtel auf einem Mauerstück. Die linke Hand ist abgebrochen (in der unten genannten Publikation Georg Hirth, 1898, ist das Modell abgebildet, damals noch mit der erhaltenen Linken, in der ein Stein liegt). Vor ihm auf dem Mauerstück steht eine Flasche, darin eingeritzt ein Kreis mit einem Kreuz (nicht identisch mit der Höchster Radmarke). Sein Gesicht ist ausgemergelt, er hat lange Haare.
Es handelt sich um ein Tonmodell für die Porzellanversion, die um 1770 in der Höchster Porzellanmanufaktur in Produktion ging (vgl. Kat. Frankfurt am Main 1994, Höchster Porzellan, P.Stahl/S. Ohlig, Abb. S. 270). Ein Pendant dazu ist die Figurengruppe "Wütender Schuster", von dem sich eine Ausformung im Bestand des Berliner Kunstgewerbemuseums befindet (Inv. Nr. DM 45).
Schöpfer dieser Modelle war der Bildhauer Johann Peter Melchior. Er hatte seine Karriere 1765 bei der Höchster Porzellanmanufaktur begonnen, wo er von 1766/67 bis 1779 die Position des Modellmeisters innehatte. 1770 wurde er zum Hofbildhauer des Mainzer Kurfürsten Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim (1707–1774) ernannt. Von 1779 bis 1793 war er Modellmeister an der Frankenthaler und von 1797 bis 1822 an der Nymphenburger Porzellanmanufaktur; an beiden Stationen führte er auch den Titel des Hofbildhauers.
Im Bestand des Berliner Kunstgewerbemuseums befinden sich mehrere Tonmodelle von Johann Peter Melchior.
Lit.: Claudia Kanowski, in: C. Kanowski/L. Lambacher: Tönerne Welten. Figürliche Keramik aus sechs Jahrhunderten. Eine Bestandsaufnahme im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin, Sonderdruck aus: Keramos (2015/I), Heft 227, S. 33; Collection Georg Hirth, 1. Abtheilung: Deutsch Tanagra, 1898, Taf. VII.
ClKa
Entstehungsort stilistisch: Höchst
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