Die Tafel zeigt Maria mit dem Jesusknaben auf der Flucht vor den Häschern des Herodes. Am rechten Bildrand erscheint Joseph, der Ziehvater Jesu, der sich nach Mutter und Kind auf dem Esel umwendet. Er schultert einen Wanderstab, an dem Korb und Trinkflasche hängen. Alle Figuren sind nimbiert und tragen goldfarbene Gewänder. Der abstrakte Fond der Darstellung zeigt keinerlei erzählerische Details; er ist in eine grüne Bodenzone und einen roten Hintergrund geteilt. Sowohl die Hufe des Esels als auch der Körper des Joseph überschneiden in absichtsvoller Weise den durch schmale Beistriche gegliederten goldenen Randbereich des Gemäldes und suggerieren damit ein Heraustreten der Figuren aus der Bildebene.
Die Darstellung der Flucht nach Ägypten ist Teil eines größeren Zyklus von Hinterglasbildern mit Szenen aus dem Leben Jesu, von welchem neben dem Berliner Werk noch die Tafel mit der Darstellung der Verspottung Christi im Bayerischen Nationalmuseum München und jene mit der Begegnung Christi mit der Samariterin im Metropolitan Museum New York erhalten sind. Vermutlich stammt diese Folge von Hinterglasbildern ursprünglich von einem Altarretabel. Vollständige Beispiele solcher Altarwerke mit Hinterglasbildern sind aus dem 15. Jahrhundert nicht bekannt; das älteste erhaltene Exemplar ist der Theodosia-Altar aus der Mitte des 16. Jahrhunderts im Museum Catharijne Convent in Utrecht. LL
Entstehungsort stilistisch: Mittelrhein oder Flandern
de