Aus grobem, schamottiertem Ton hat die Künstlerin Gertraud Möhwald eine Frauenbüste frei aufgebaut. Die Büste ist unten schmal und wird zu den Schultern hin breiter. Der Kopf ist fein differenziert und wird durch weiße Keramikscherben akzentuiert. Die gesamte Büste wirkt wie eine keramische Collage: An verschiedenen Stellen wurden zum Teil bemalte Keramik- und Porzellanscherben in die Tonoberfläche eingefügt.
Die Frauenbüste vermittelt zugleich den Eindruck von Archaik und von Fragilität. Gertraud Möhwald hat es auf unverwechselbare Weise verstanden, die Brüchigkeit und Vergänglichkeit menschlicher Existenz mit rein keramischen Mitteln zum Ausdruck zu bringen. Sie spielt in ihren freiplastischen Arbeiten auf die Doppeldeutigkeit des Begriffs "Scherben" an und verleiht der Keramik eine symbolische, von jedem Zweckdenken befreite Deutungsebene. Gefäß- und figürliche Keramik verschmelzen im Werk von Gertraud Möhwald zu einer untrennbaren Einheit.
Bei Gustav Weidanz zur Bildhauerin ausgebildet, war Möhwald lange als Gefäßkeramikerin tätig, bevor sie von 1970 bis 1989 den Fachbereich Keramik an der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale) leitete.
Lit.: Claudia Kanowski, in: C.Kanowski, L.Lambacher: Tönerne Welten. Figürliche Keramik aus sechs Jahrhunderten. Eine Bestandsaufnahme im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin, Sonderdruck aus: Keramos (2015/I), Heft 227, S. 36, Abb. S. 37; Christiane Keisch: Kunsthandwerk der Gegenwart. Zeitgenössische Arbeiten aus der DDR in der Sammlung des Berliner Kunstgewerbemuseums, Katalog KGM, Berlin 1989/1994, S. 70, Abb. S. 71.
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