Am 23. Februar 1281 starb in Wien die Gemahlin König Rudolfs I. von Habsburg (* 1218, Reg. 1273–1291), Gertrud von Hohenberg, die sich nach der Krönung 1273 Königin Anna nannte. Ihrem letzten Willen entsprechend, wurde sie zur Bestattung nach Basel überführt. Darüber berichtet die Kolmarer Chronik aus dem frühen 14. Jahrhundert, hier zitiert in einer Übersetzung von 1587, folgendes: „Also entweidet man iren leichnam, füllet ihr den bauch mit äschen auß, balsamiert ihr das angesicht unnd uberigen glieder, verwiglet sie in ein gewächsen tuch, legt ihren kostlich seidin gwand an, setzet ihr auf das verschleiert haupt ein vergüldte cron, [...] legt sie also rüggling in ein buchbäuminen sarch, unnd füret sie mit 40 pferden auß Österreich gen Basel.“ Dort wurde Anna am 19. März 1281 im Münster beigesetzt.
Im Jahr 1510 öffneten die Domherren das Grab und „funden darinn der königin cörper […]. Die cron namen sie von der königin haupt, die war mit saphiren unnd anderen edelgsteinen versetzt“. Schon 1511 findet sich die Grabkrone im Inventar des Basler Münsterschatzes verzeichnet. Bei dessen Aufteilung 1833 kam sie an den Kanton Basel-Land und wurde 1836 versteigert. Über die Königliche Kunstkammer in Berlin gelangte sie 1875 in das Kunstgewerbemuseum.
Funeralkronen als Insignien bestatteter Herrscher finden sich seit dem 11. Jahrhundert in zahlreichen Königsgräbern. Wie viele mittelalterliche Grabkronen zeigt auch jene der Königin Anna die Verwendung minderwertiger Materialien in flüchtiger Verarbeitung. So sind – mit einer Ausnahme – alle an die Lilien des Kronreifs genieteten Krallenfassungen sekundär verwendete Fassungen älterer Fingerringe, wie die Reste der abgetrennten Ringschienen an den Rückseiten beweisen. LL
Historischer Standort: Basel, Münster
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