Das 1712/15 für Herzog Wilhelm von Sachsen-Merseburg in dessen Appartement im Merseburger Schloss geschaffene Spiegelkabinett ist eines der bedeutendsten Beispiele dieser kostbaren und seltenen Raumschöpfungen des späten Barock und Rokoko.
Die außergewöhnliche Wirkung des Kabinetts beruht auf dem Zusammenspiel von sehr reicher Verspiegelung, feiner Schnitzerei in originaler Vergoldung und einem ursprünglich tiefblau glänzend lackierten Fond. Im Stil des modernen französischen Régence gehört das Spiegelkabinett zu den frühesten erhaltenen Arbeiten, die Johann Michael Hoppenhaupt I. (1685-1751) als Hofbildhauer und Landbaumeister in Merseburg ausführte.
Das Spiegelkabinett diente nicht – wie lange angenommen – zur Präsentation von Porzellan, es war vielmehr die herzogliche Kunstkammer. Als 1738 das Geschlecht der Herzöge von Merseburg-Sachen erlosch, wurde ein Schlossinventar aufgestellt und die für das Spiegelkabinett aufgelisteten Goldschmiedearbeiten und Pretiosen aus geschnitztem Elfenbein, Rubinglas, Bernstein, Email und Edelsteinen gelangten zusammen mit dem übrigen beweglichen Inventar an den Hof nach Dresden.
Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde das Spiegelkabinett in den Jahren 1998 bis 2005 in einer beispielhaften Restaurierung (Kunstgewerbemuseum und Werkstatt Marquardt/Erhardt/Uttenroth in Freiberg a.Neckar) konserviert und gleichsam wieder gewonnen.
ASt
Historischer Standort: Merseburg (Saale), Schloss
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