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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Skulpturensammlung [1789]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1448256&resolution=superImageResolution#2767684 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Muttergottes, das Kind nährend

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Description

Das kleinformatige Werk gehört zu den frühen bekannten Skulpturen der stillenden Muttergottes, eines Bildtyps, der sich von Byzanz ausgehend zunächst in der abendländischen Malerei etabliert hatte. Deutlich erkennbar ist das Bemühen des Bildschnitzers, die neue Ikonografie, für die ihm nur wenige Bildvorlagen zur Verfügung gestanden haben können, aus dem traditionellen Typ der frontal thronenden Muttergottes (Sedes Sapientiae) zu entwickeln. Der Aspekt der Königswürde dürfte ursprünglich stärker artikuliert gewesen sein. Trotz des Fehlens der vorderen Pfosten erinnert das gesamte Sitzmöbel an einen Thron, wie er für Sitzmadonnen des 12. Jahrhunderts obligatorisch gewesen ist. Ganz anders ist die obere Hälfte der Statuette gestaltet. Maria bettet das quer über ihrem Schoß liegende Kind in ihren Mantel, den sie mit der Rechten hält und wie eine Decke um ihren Sohn legt. Ihr Oberkörper vollführt eine starke Drehung zum Kind hin, dem sie mit der Linken die rechte Brust reicht. Ihr unbedecktes Haupt mit offenen Haaren hat Maria weit herab zum Kind gewandt, dem sie in die Augen zu schauen scheint; und auch das Gesicht mit gewölbten Wangen, großen Augen und lächelndem, schmalem Mund ist das einer gänzlich auf ihr Kind konzentrierten Mutter.

Bei aller Intimität der Darstellung ist das Bild der stillenden Muttergottes ebenso symbolisch aufgeladen wie das der thronenden Muttergottes. Es existierte bereits in frühchristlicher Zeit, konnte sich als plastischer Bildtyp im Abendland aber erst im 13. Jahrhundert durchsetzen. Eines der wenigen früheren Beispiele ist die berühmte Madonna des Dom Ruppert, ein meist um 1150/60 datiertes Steinrelief aus der Lütticher Benediktinerabtei Saint-Laurent (Collection des Musées d’Archéologie et d’Arts décoratifs de la Ville de Liège – Grand Curtius). Dieser neue Bildtyp in der Skulptur muss vor dem Hintergrund einer zunehmenden Marienfrömmigkeit gesehen werden, die nach Veranschaulichung der theologischen Grundsätze der Gottesmutterschaft, Himmelskönigin und Heilsvermittlerin verlangte.
Da die Figur hinten leicht abgeflacht ist, dürfte sie vor einer Rückwand, wahrscheinlich auch in einem kleinen Schrein gestanden haben, wie im 12. und 13. Jahrhundert üblich. Ihre geringe Größe und die Kleinteiligkeit der Motive sprechen für einen privaten Kontext. Man muss die Madonna aus großer Nähe und von links wie von rechts betrachtet haben können. Zweifellos diente sie in erster Linie der andächtigen Versenkung in das Geheimnis der leiblichen Mutterschaft Marias.
Die freiere Bewegung des Oberkörpers lässt sich mit sitzenden Marienfiguren in Verbindung bringen, die um 1230 am Niederrhein und im Rhein-Maas-Gebiet entstanden sind.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)

Entstehungsort stilistisch: Rhein-Maas-Gebiet?

Material/Technique

Lindenholz mit alter Fassung

Measurements

Höhe: 41 cm; Breite: 17 cm; Tiefe: 14 cm; Gewicht: 1,5 kg

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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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