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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Skulpturensammlung [7772]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1369311&resolution=superImageResolution#4491819 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Thronender Christus

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Description

Die sehr flach und nahezu reliefartig geschnitzte Figur zeigt einen sitzenden Mann, mit größter Wahrscheinlichkeit Christus, auf einer flachen, schlicht profilierten Bank und wendet sich nach links. Die Komposition wirkt lebendig und dynamisch, nicht zuletzt, da der stoffreiche, über die linke Schulter nach vorn und über den rechten Oberarm geworfene Mantel sowie das Gewand mit relativ sparsam eingesetzten Falten auf die Körperhaltung und vorausgehende Bewegungen reagieren. Die Rechte war weit erhoben, wie die noch erkennbare Position des Ellbogens zeigt, wohl um Maria zu krönen, die neben Christus auf einer eigenen Thronbank gesessen hat.
Infolge des fragmentarischen Erhaltungszustands kann die Figur nicht mit absoluter Gewissheit als Christus aus einer Marienkrönung identifiziert werden. Doch ist dies aus mehreren Gründen am wahrscheinlichsten. Zwar passt die höfische Frisur mit kinnlangem Schnitt eher zu einem alttestamentarischen König, etwa David oder Salomon, die im 13. Jahrhundert an Schreinen oder Portalen häufig paarweise nebeneinander sitzend und einander zugewandt dargestellt wurden. Doch deuten die aktive Wendung zur Seite und der sehr hoch erhobene, leider knapp oberhalb des Ellbogens abgebrochene rechte Arm auf eine Handlung und keine rhetorische Geste wie bei einem König des Alten Testaments und entsprechen eindeutig der Christusikonografie bei einer Krönungsszene.
Die Figur besitzt lediglich eine Ansichtsseite und ist nur leicht auf Untersicht gearbeitet. Die Feinheiten besonders im Gesicht sprechen dafür, dass es auch aus einer gewissen Nähe gesehen werden konnte. Diese Aspekte sowie die Aushöhlung und flache Gestaltung der Rückseite sprechen für eine Platzierung in einem Lettner oder wahrscheinlicher in einem Retabel.
Die frühesten bekannten Beispiele einer Marienkrönung in einem französischen Retabel stammen allerdings erst aus späterer Zeit und haben meist ein geringeres Format. Doch bezeugt der etwas umfangreichere Bestand in Deutschland die allgemeine Beliebtheit des Themas als Hauptszene eines Retabels spätestens zu Beginn des 14. Jahrhunderts.
Bei der bislang kaum beachteten Figur, deren hohe Qualität trotz erheblicher Zerstörungen noch erkennbar ist, handelt es sich zweifellos um eines der wichtigsten Werke der in nur geringer Zahl erhaltenen französischen Holzskulptur des 13. Jahrhunderts.
Kompositorisch und stilistisch nahe stehen einige Skulpturen und Reliefs von der Westfassade der Kathedrale von Auxerre, besonders die eindrucksvollen sitzenden Propheten der Sockelzone des mittleren Portals. Die Haltung der Berliner Skulptur wirkt wie eine weitere Variante der eleganten, dabei naturalistischen und durch unruhige Beinstellungen geprägten schrägen Sitzpositionen der fünf Figurenpaare. Man muss wohl davon ausgehen, dass die Westportale der Bischofskirche in Auxerre mit ihren nahsichtigen, höchst variantenreichen Darstellungen und ikonografischen Merkwürdigkeiten bzw. Provokationen große Ausstrahlungskraft besonders auf die zeitgenössischen Bildhauer hatten. Eine Datierung der Berliner Holzfigur um 1260 oder wenig später scheint daher am wahrscheinlichsten.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)

Entstehungsort stilistisch: Champagne

Entstehungsort stilistisch: nördliches Burgund

Entstehungsort stilistisch: Auxerrre?

Material/Technique

Eichenholz mit Resten von alten Fassungen

Measurements

Höhe: 65 cm; Breite: 33,5 cm; Tiefe: 16 cm; Gewicht: 6 kg

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