Im Frühjahr 1868, nach einer unbefriedigenden Studienzeit in Düsseldorf, begleitete Thoma den Maler Otto Scholderer für einige Wochen nach Paris. Sie besuchten den Louvre und lernten die neuere französische Malerei kennen. Delacroix beeindruckte Thoma, vor allem aber »der stürmisch revolutionäre Courbet […]. Courbet hatte eine eigene große Ausstellung, ich habe ihn auch im Atelier besucht« (H. Thoma, Im Herbste des Lebens, München 1909, S. 36).
Der Aufenthalt in Paris beflügelte Thoma. Die Bilder, welche er im Sommer 1868 in Bernau im Schwarzwald und ab Herbst wieder in Karlsruhe malte, waren größer, dabei oftmals direkt nach der Natur entstanden. Die ›grünen Bilder‹ von 1869 aber fanden keinen Anklang in Karlsruhe, es gab sogar die Aufforderung an den Vorstand des Kunstvereins, solche Werke nicht auszustellen. Obwohl, wie sich Thoma später verwundert erinnerte, »es die unschuldigsten Gegenstände von der Welt waren: Blumen, Landschaften, Tiere und Menschen – sie waren von solider Zeichnung und Ausführung und ruhig harmonischer Farbe – ein tiefes sattes Grün mag vorherrschend gewesen sein« (ebd., S. 37 f.).
Die »Niederung am Rhein« ist wohl das Bild von Thoma, welches am stärksten an Courbet erinnert: in den reichen, fein abgestuften Grüntönen und besonders durch die geheimnisvoll ganz in die Pflanzenwelt integrierte Frauenfigur. Sie vertieft den Eindruck der Farbigkeit wie der Stimmung, als wäre sie die Seele dieser Landschaft. Das Bild erwarb ein Freund der frühen Jahre, der Maler Karl Hermann Schumm, der sich 1866 vergeblich darum bemüht hatte, Thoma eine einträgliche Zeichenlehrerstelle an der Gewerbeschule in Basel zu verschaffen. | Angelika Wesenberg
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