Das Miteinander zeitloser, mythischer Mischwesen hatte in den Bildern Arnold Böcklins, von dessen Kunst Franz von Stuck maßgeblich beeinflußt wurde, meist die Funktion der Hebung und Belebung eines Natureindrucks, vgl. »Kentaur und Nymphe« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 781). Mitunter auch verselbständigen sich diese Darstellungen zu humoristischen Szenen mit vergleichendem Bezug zur Menschenwelt. So malte Böcklin eine Nymphe auf den Schultern Pans, die diesen gleich einem Reittier antreibt. Das Bild befand sich um 1900 in München (Sammlung Ludwig von Bürkel und Kunsthandlung Rieger). Franz von Stuck könnte dadurch zu dem Motiv »Faun und Nixe«, das er 1902 erstmals als Bild ausführte (Eigentum der Bundesrepublik Deutschland) angeregt worden sein. Stuck aber bringt in seinem Bild einen Faun, ein Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock, und ein Wesen des Meeres zusammen. Der Waldgeist trägt fürsorglich die mit Schwimmflossen ausgestattete Wasserjungfrau durch das knietiefe Wasser. Das Wasser begründet hier die Huckepacksituation, auch das Motiv Frauenraub klingt an, vor allem aber sehen wir ein übermütig, vitales Spiel am Meeresufer, nach menschlichem Vorbild erdacht, das die vertauschten Rollen vergessen läßt.
Franz von Stuck hat das Motiv, wie andere erfolgreiche Bilderfindungen, viel später noch einmal aufgenommen. Wohl zur gleichen Zeit wie diese erneute Version entstand eine Bronzestatuette »Faun und Nixe« (H. 53,8 cm). Auch ein Brunnenentwurf mit dieser Figurengruppe im Zentrum hat sich im Nachlaß erhalten. | Angelika Wesenberg
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