Ein Reiher steht im Weiher. Gefangen hat er einen Salamander, der ihm im Schnabel hängt. Zwei Libellen, rotgeflügelt, umschwirren seinen Kopf. Nicht wie ein Fressen und Gefressenwerden erscheint die Szenerie, sondern wie die beredte Unterhaltung von vier eleganten Wasserwesen. Leicht und dünn, wie hingeworfen, ist der Farbauftrag, kaum ausgeführt der Hintergrund, absichtsvoll in seiner Flüchtigkeit. Allein der Reiher und sein Kopf sind fokussiert, das Auge glänzt, ein tiefes Braun beherrscht den Eindruck. So schaut der Betrachter gleichsam auf ein ganz charakteristisches ›Porträt‹ des Malerfürsten. Und doch ist das Gemälde im Schaffen Lenbachs ungewöhnlich. Zwar haben sich Natur- und Tierstudien von seiner Hand erhalten, insbesondere aus seiner Frühzeit, doch geht das vorliegende Bild in seiner musikalisch anmutenden Komposition weit über eine solche Handarbeit hinaus. Weniger die zu dieser Zeit allgegenwärtigen japanischen Holzschnitte als vielmehr barocke Chinoiserien auf Möbeln und Tapeten scheinen Lenbach hier als Inspiration gedient zu haben – sein feudales Heim in München barg ein riesiges Sammelsurium an Kunst und Kunsthandwerk aus aller Welt. | Philipp Demandt
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